Zum Schlafen kommt ein Manager beim Frankfurter Bürohändler publity AG kaum. Der Investmentansatz der publity AG sei strikt methodisch und basiere auf einem Research, das derzeit mit zirka 8.500 Büroimmobilien den Büro-Investmentmarkt in Deutschland zu einem großen Teil abdecke.
Vorstand Frank Schneider (56) schickte seinem Vorstandskollegen Thomas Olek (51) am Samstag folgende Whatsapp-Nachricht:
Morning, der Vertrag wurde jetzt um 5.25 Uhr unterschrieben.
Ich gehe jezt ins Bett. Den Rest berichte ich später.
LG Frank
Worum ging es?
Die neue publity-Tochter PREOS Real Estate AG aus Leipzig, an der publity zum Oktober 2019 seinen Aktienanteil von 66,21 auf 92,77 Prozent erhöht hat, erweist sich als wahrer Goldesel.
publity AG – Mehrheitsgesellschafter Olek teilte dazu in einer Whatsapp-Nachricht mit:
Der Sankt Martin Tower wurde für 147 Millionen Euro an Barings aus North Carolina verkauft (Einkauf 130 Millionen Brutto).
Nach dem Verkauf des Großmarktes Leipzig an Cerberus aus New York ist das der zweite Deal der neuen PREOS.
Dadurch wird natürlich zum einen das Jahresergebnis gut beeinflusst und zum anderen die Story der Wandelanleihe unterstützt.
Ja, wer es noch nicht gehört hat. Die PREOS hat auf ihrer Hauptversammlung am 28. August 2019 beschlossen, demnächst eine 500 Millionen Euro Wandelschuldverschreibung öffentlich in Deutschland zu begeben und anschließend, falls noch was übrig ist, nicht öffentlich im Ausland anzubieten. Die Laufzeit ist unbestimmt.
Die ersten 150 Millionen Euro will die publity AG zeichnen. Die publity bezahlt die Anleihe mit Darlehensforderungen, die bestehen, da die Immobilienkäufe der PREOS von publity vorfinanziert wurden. Dafür hat publity zu einer außerordentlichen Hauptversammlung für den 23. Oktober 2019 ins publity Center (Alte Messe) in die Landsteinersraße 6 nach Leipzig geladen.
Der Verkauf des Leipziger Frischemarktes nach einer Haltedauer von nur einem halben Jahr zeigt nicht nur die Schnelligkeit der PREOS (publity AG) als Händler.
Er ist auch ein gutes Beispiel dafür, was die publity Mananger mit ihrem “manage-to-core-Ansatz” meinen.
Thomas Olek erläuterte am Verkauf des Leipziger Frischemarktes:
Unser erfahrenes Asset-Management-Team konnte während der Haltedauer durch gezielte Maßnahmen die Wertpotenziale des Objekts heben.
Durch gezielte Asset-Management-Maßnahmen gelang es PREOS die Mietverträge für das Objekt mit einer vermietbaren Fläche von rund 18.000 Quadratmetern zu optimieren. Die durchschnittliche Restmietlaufzeit beträgt 14,6 Jahre.
Für dieses manage to core (Verbessern des Wertes) gab es auch eine Auszeichnung für publity: den PLATOW Immobilien AWARD 2019.
Kein Geringerer, als der altehrwürdige PLATOW Brief aus Frankfurt, der seit Jahrzehnten mit spitzer Feder über das aktuelle Geschehen in den Top-Etagen der deutschen Wirtschaft und auf den internationalen Finanzmärkten berichtet, ist auf die Aktivitäten der publity aufmerksam geworden.
Eine Fachjury kam zu dem Schluss, dass der PLATOW Immobilien AWARD 2019 in der Kategorie Gewerbeimmobilien der publity AG gebührt.
Am 27. Juli 2019 nahm Thomas Olek bei einem Festakt im Frankfurter Jumeirah Hotel aus den Händen von PLATOW-Herausgeber Albrecht F. Schirmacher (65) die Urkunde und eine dazugehörende kupferne Zeitkapsel entgegen.
Der unabhängigen Jury gehören an:
Dr. Thomas Beyerle, Head of Research, Catella Property, Frankfurt;
Prof. Dr. Hanspeter Gondring, Studiengangsleiter Immobilien/Versicherung, Duale Hochschule Baden-Württemberg;
Bernd Knobloch, langjähriger Top-Manager für Immobilien, Vorstandsmitglied der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung;
Prof. Dr. Karl-Georg Loritz, Leiter der Forschungsstelle für Unternehmens- und Kapitalmarktrecht, Universität Bayreuth;
Prof. Dr. Günter Vornholz, Lehrstuhl für Immobilienökonomie, EBZ Business School, Stuttgart.
In der Begründung des PLATOW Briefes heißt es:
Als einer der erfolgreichsten Player mit dem “manage to core”-Ansatz erhielt publity den Preis in der Kategorie “Gewerbeimmobilien”.
Mit seinem sehr methodischen Research- und Investmentansatz konnte publity internationale Institutionelle überzeugen und in nur 5 Jahren zu einem der renommierten Asset Manager werden.
Der Investmentprozess beziehungsweise die Due Diligence der publity AG werde jeweils durch renommierte, externe Dienstleister mit Gutachten unterlegt und durchgeführt.
Der kurze Investmentprozess bis zur Kaufpreiszahlung von nur 6 bis 12 Wochen nach Vorliegen der Absichtserklärung (Letter of Intent – LOI) sei möglich, da der Kaufpreis zuvor durch Eigenkapital unterlegt ist, hieß es in der Laudatio weiter.
publity hat derzeit über 120 Immobilien von zwölf namhaften internationalen Kunden mit einem Wert von zirka 5 Milliarden Euro als Assets under Management. Es wurden annähernd 1.200 strukturierte Transaktionen in An- und Verkauf von Immobilien durchgeführt.
In der Laudatio wurde neben dem ökonomischen Erfolg der publity AG das hohe eigene Investment des Mehrheitsgesellschafters Thomas Olek in publity-Aktien hervorgehoben. Zudem habe Olek auf der Hauptversammlung im Mai 2019 das Einhalten seiner Zusagen melden und so das Vertrauen des Marktes zurückgewinnen können, begründet die Laudatio die Entscheidung der Jury.
Thomas Olek bedankte sich als Vorstandsvorsitzender der publity AG:
Ich bin stolz, den Award des seit über 70 Jahren bestehenden und sehr renommierten PLATOW Briefes für die publity AG bekommen zu haben.
Unser strukturierter und standardisierter Investmentansatz mit einer hohen Transaktionsgeschwindigkeit hat sich für unsere internationalen Anleger bewährt.
Wir können auf eine sehr erfolgreiche Geschäftsentwicklung blicken und rechnen für 2019 weiter mit der Verdoppelung des Konzernüberschuss auf rund 50 Millionen Euro.
Thomas Olek stammt aus Essen, ist Sohn eines freigestellten Betriebsrates.
Seit seinem 23. Lebensjahr ist er selbständig. Thomas Olek ist seit 2003 Hauptaktionär und Vorstandsvorsitzender der publity AG. Gut 74 Prozent der an der Frankfurter Börse im Segment Scale gehandelten publity AG gehören ihm. Seit 2004 ist er mit der Gesellschaft im deutschen Büroimmobilienmakt tätig.
Jeder der über 650 Käufe und 520 Verkäufe ist in einem eigenen Buch dokumentiert. Für jeden Deal ein Buch.
“Ich bin ein Händler”, sagt Olek von sich sich, “ein Immobilienhändler”.
“Buy low, sell high”, ist seine Devise.
EURO AM SONNTAG wollte an diesem Wochenende von Olek wissen: “Viele Investoren vertrauen auf ihr Bauchgefühl. Spielt das bei Ihnen keine Rolle?”
Olek antwortete:
Nein, davon sollte man sich nicht leiten lassen. Ich bin auch eher ein bisschen autistisch veranlagt, habe schon mit sechs Jahren angefangen, Fußballergebnisse aufzuschreiben, um Systematiken zu erkennen.
EURO AM SONNTAG: “Und gibt es welche?”
Olek:
Nein.
EURO AM Sonntag: “Aber bei Büroimmobilien?”
Olek:
Das ist etwas ganz anderes als bei Fußballergebnissen. Mit unserem systematischen Vorgehen erarbeiten wir uns einen Informationsvorsprung. Und der bringt uns den entscheidenden Vorteil im Markt.
Olek prophezeite gegenüber EURO AM SONNTAG am 6. Oktober 2019:
Es wird noch viele Rekorde geben.
Olek begründete seine These so:
Wir sind in Deutschland tätig. Und das hat international Nachholebedarf und bietet nach wie vor jede Menge interessante Gelegenheiten.
EURO AM SONNTAG ließ nicht locker: “Woher nehmen Sie diesen Optimismus? Immerhin warnt das European Systematic Risk Board der Europäischen Zentralbank EZB schon länger vor einer Überhitzung des Gewerbeimmobilienmarktes.”
Olek:
Dieses Überhitzungsgerede ist totaler Quatsch.
Wir haben jetzt gerade angefangen, Immobilien aufs eigene Buch zu nehmen.
Sehen Sie, solange wir eine Kapitalflucht aus dem Negativzins haben, gibt es keine Rückschlaggefahr.
Hier hakte EURO AM SONNTAG nach: “Wenn wir, wie Sie sagen, gerade eine Flucht vor den Negativzinsen in die Immobilie erleben, wer verkauft da noch ein Objekt?”
Olek:
Der Büroimmobilienmarkt ist ein internationaler Markt. Nehmen Sie jetzt einmal einen Engländer. So, wie wir denken, dass die Briten mit dem Brexit den größten Fehler ihres Lebens machen, denken viele Investoren auf der Insel, dass die Italiener nie ihre Schulden zurückzahlen werden und Frau Merkel alles falsch gemacht hat.
Die wetten darauf, dass die Union nach der Bundestagswahl nicht mehr den Kanzler stellen wird und es zu einem massiven Linksrutsch kommt. Da ist es konsequent, sich von Investments in Deutschland zu trennen.
EURO AM SONNTAG: “Und dabei helfen Sie ihnen?”
Olek:
Ja. Ich organisiere ihnen den in ihren Augen “blöden” Koreaner, dem sie den Schwarzen Peter weiterschieben können.
EURO AM SONNTAG: “Und das funktioniert immer?”
Olek:
Nein, das funktioniert natürlich nicht immer, denn der koeanische Investor kenn keine B-Lagen. Den interessiert Frankfurt, weil er da landet, und dann vielleicht noch München und Hamburg, aber nicht Bielefeld und Darmstadt.
EURO AM SONNTAG: “Sie haben Berlin vergessen.”
Olek:
Nein, habe ich nicht. Berlin verliert gerade. Kein Flughafen, keine Infrastruktur, die leidige Enteignungsdiskussion und eine furchtbare Bürokratie.
Wenn Facebook für sein Verwaltungsgebäude mit der Begründung kein Baurecht bekommt, dass die gutbezahlten internationalen Mitarbeiter den Stammwählern des zuständigen Senators die Wohnungen wegnehmen würden, spricht sich das herum.
Frankfurt profitiert gerade enorm – ein leistungsfähiger Flughafen, schnelle Genehmigunsprozesse, Wohntürme.
Eine erfoglreiche Unternehmenskultur braucht Büros.
Olek entgegnet Firmen wie WeWork, die Co-Working Spaces anbieten, und Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (46, SPD), der das Recht auf Arbeiten im Homeoffice gesetzlich verbriefen will:
Coworking Spaces gibt es nennenswert nur in Berlin. Wer da investiert, ist selber schuld.
Wenn die Konjunktur einmal runtergehen sollte, haben Sie da viel schneller Leerstand als anderswo – und die Kosten laufen weiter.
Und Dinge wie Desksharing und Homeoffice sind Mist.
Eine Unternehmenskultur definiert sich durch zusammen arbeiten und zusammen Erfolg haben. Das bedeutet auch, dass sich alle im Büro treffen.
Thomas Olek gilt nicht nur als systematischer, sondern auch leidenschaftlicher Arbeiter, der sagt, er habe noch nie mehr als eine Woche Urlaub am Stück gemacht. Wenn er nicht arbeitet, sammelt er Pop-Art. Nun denn…