Wie es aussieht, hat sich der Berliner Finanzmakler Picam GmbH von der unbewilligten Vermögensverwaltungs-Produktanbieterin Piccor AG aus der Schweiz zwar losgesagt, aber die von der Piccor AG beuftragte bisherige Liechtensteiner Vermögensverwaltung VARIAN AG, die mit der Picam GmbH personell verbunden ist, lebt in neuen VARIAN-Gesellschaften in Berlin und Bayern weiter.
Doch beim Umswitchen der Piccor-Kunden-Gelder sei es seitens der Picam GmbH zu Verzögerungen gekommen, wie der Finanznachrichtendienst GoMoPa.net von dem Frankfurter Anlegeranwalt Matthias Schröder erfuhr.
“Habe heute von der picam/piccor mitgeteilt bekommen, dass die Vermögensverwaltungsgesellschaft nicht mehr zu erreichen ist”, schrieb ein Anleger aus Bochum am 20. Dezember 2017 dem Finanznachrichtendienst GoMoPa.net. “Thomas Entzeroth hat über einen Anwalt Strafanzeige erstattet. Können Sie mir einen Anwalt in meiner Nähe nennen, der sich mit dieser Thematik auskennt?”
Der Ex-Commerzbank-Banker Thomas Enzeroth (51) aus Potsdam ist der Sales-Manager des Berliner Finanzanlagenvermittlers Picam GmbH. Die sammelte seit ihrer Gründung vor zwei Jahren Gelder für den Schweitzer Vermögensverwaltungsmandatierer Piccor AG aus Baar ein. Seit Frühjahr 2017 wird das Geschäft rückabgewickelt. Die Kundengelder sollen nun unter anderem in Produkte eines eigens mit 150.000 Euro Kapital in Berlin am Sitz der Picam GmbH am 17. März 2017 neu gegründeten Anbieters VARIAN DC Service GmbH umgeswitcht werden.
Der Picam-Geschäftsführer und Alleineigentümer Pascal S. (44) der Picam GmbH ist zugleich Handlungsbevollmächtigter (Prokurist) der VARIAN DC Service GmbH mit gemeinsamer Adresse in Berlin.
Zweistelliger Millionenbetrag gesichert auf einem Treuhandkonto?
Auf einer Informationsveranstaltung für Vermittler in Berlin Anfang Dezember 2017 soll der Picam-Sales-Manager Thomas Entzeroth in Anwesenheit des “Treuhänders” Manfred Eschenbach erklärt haben, dass zumindest auf dem Treuhänderkonto ein mittlerer zweistelliger Millionen-Betrag in Euro liege, der gesichert sei.
“Belastbare schriftliche Informationen hierüber fehlen bis heute”, teilte Rechtsanwalt Matthias Schröder, Partner der Kanzlei LSS Leonhardt Spänle Schröder aus Frankfurt am Main, mit, die gegenwärtig bereits eine größere Anzahl Geschädigter in ihrem Dezernat Kapitalmarktrecht/Anlagebetrug vertritt.
Im Augenblick spielen sich die aus Sicht von LSS Rechtsanwälte Verantwortlichen als Aufklärer auf und versuchen, Geschädigte hinter einer angeblichen bereits erstatteten Verdachtsanzeige zu versammeln. Die von LSS vertretenen Mandanten haben eigene Strafanzeigen beauftragt, die sich unter anderem gegen Entzeroth und S. richten.
Die PICCOR AG bot deutschen Kapitalanlegern eine Vermögensverwaltungsmandatierung mit Finanztermingeschäften an. Dabei konnten Anleger zwischen zwei verschiedenen Modellen (einem ungesicherten und einem angeblich gesicherten Modell) wählen.
Das Produkt, bei dem man ab 50.000 Euro einsteigen konnte, nannte sich PICCOR Secure.
Das zweite Angebotsprodukt nannte sich PICCOR DAX-Systemhandel.
Im März 2017 informierte die PICCOR AG, dass sie ihre “Dienstleistung für Privatkunden aufgrund externer Umstände eingestellt habe” und kündigte die bestehenden Geschäftsbeziehungen.
Die wahren Gründe wurden dabei offensichtlich verschleiert: