Eigentlich wollte der Schweizer Peter D. Brüegg (61), Vize-Chef der Privatbank IHAG Zürich AG (bekannt als Bührle-Bank), nur ein paar Tage Urlaub auf der Ferieninsel Mallorca machen – doch am Flughafen in Palma de Mallorca klickten die Handschellen.
Bei der Einreise am vergangenen Montag, 16. August 2021, fiel dem Beamten bei der routinemäßigen Paßkontrolle am Grenzschalter auf, dass Interpool nach dem Mann fahndet. Er alarmierte die spanische Nationalpolizei. Die führte Peter D. Brüegg ab.
Nach Angaben des spanischen Nachrichtenportals Faro de Vigo liegt gegen Peter D. Brüegg seit September 2020 ein internationaler Haftbefehl vor, der von einem New Yorker Gericht ausgestellt wurde. Sein Name stand laut den Angaben auf einer Interpol-Liste für flüchtige Personen.
Der Schweizer soll zusammen mit weiteren Mitarbeitern der Bank, die inzwischen nicht mehr bei der Privatbank arbeiten, zwischen 2008 und 2014 den Kunden ermöglicht haben, Bankkonten vor der Steuerbehörde zu verbergen.
Gegen hohe Kommissionen sollen die Beschuldigten das Geld zunächst auf eine Reihe von Scheinkonten in Hong Kong überwiesen haben, bevor sie es den Klienten über ein von der Privatbank IHAG in Singapur kontrolliertes Konto wieder zugänglich machten.
Auf diese Weise hätten drei nordamerikanische Kunden 115 Millionen US-Dollar (98 Millionen Euro) erhalten und insgesamt rund 65 Millionen US-Dollar (55,4 Millionen Euro) an den Steuerbehörden in den USA vorbeigeschleust.
Per Vidiokonferenz wurde Brüegg nach einer Nacht in der Polizeizelle am Dienstag (17. August 2021) einem Untersuchungsrichter des Nationalen Gerichtshofs (Audiencia Nacional) in Madrid vorgeführt. Inzwischen befindet sich Rüegg wieder auf freiem Fuss, darf aber das Land nicht verlassen.
Er muss nun auf einen Entscheid des Nationalen Gerichtshofs in Madrid warten, der über eine allfällige Auslieferung an die USA entscheiden wird.
Dem Schweizer drohen bei Auslieferung in die USA und Verurteilung wegen Beihilfe zum Steuerbetrug bis zu fünf Jahren Haft.
Allerdings kamen Schweizer Schwarzgeld-Banker vor US-Richtern bisher oft frei, wie die Fälle von Raoul Weil von der UBS und Stefan Buck ehemals von der Bank Frey zeigen.
Zwei Pleiten für die Häscher der US-Justiz. Doch die lassen sich davon nicht von ihrem No Mercy-Kurs (keine Gnade) abbringen.
Lukas Hässig vom Inside Paradeplatz Zürich meint:
Für Staatsanwälte sind die Schweizer Banker ein gefundenes Fressen. Je höher die behauptete Deliktsumme, desto steiler die Karriere der Sheriffs.
Was IHAG-Topshot Rüegg geschieht, sei ein lauter Warnschuss für alle Schweizer Geldberater, die im Visier der USA sind.
Das Zürcher Institut bestätigte auf Anfrage, dass Rüegg aufgrund des US-Rechtshilfe-Ersuchens derzeit Spanien nicht verlassen kann.