PATRIZIA19. April 2022 | 12:35 | Lesedauer ca. 5 min | Autor: GoMoPa-Redakteurin CR

PATRIZIA GrundInvest Heidelberg Bahnstadt: Büro im gescheiterten Klima-Modell


Im Sommer hält man es nach Anwohnerberichten in und vor den Passivhäusern des neuen Beton-Stadtteils Heidelberg Bahnstadt vor Hitze gar nicht aus. Und draußen würde der künstliche Regenkanal veralgen und zum Himmel stinken.

 

Die Bewohner sagen, die Hitze sei in den Passivhäusern unerträglich. Und auch die Planer räumten inzwischen ein: Vieles sei nicht optimal.

Wer will dort lange bleiben?

Mitten in diesem schon 2020 von einer Forscherin und vielen Anwohnern im Deutschlandfunk als gescheitert eingestuften Klima-Modell der größten Passivhaus-Retortenstadt der Welt (116 Hektar), die vor 20 Jahren wegen der absoluten Wohnungsnot in Heidelberg auf dem ehemaligen Güterbahnhof für künftig 6.800 Menschen hochgezogen wurde und noch wird, kaufte im Februar 2022 der gerade in der Platzierung befindliche neue Publikumsfonds PATRIZIA GrundInvest Heidelberg Bahnstadt aus Augsburg über eine Objektgesellschaft ausgerechnet dort einen Vermiet-Gebäude-Turm namens Convecs und investiert dort mit Kommanditkapital und Krediten 105 Millionen Euro.

Das angepeilte Eigenkapital über Kommanditisten (ab 10.000 Euro plus 5 Prozent Agio) soll rund 54 Millionen Euro betragen. Obwohl für das Fremdkapital (immerhin 51 Millionen Euro) gar keine reguläre Tilgung vorgesehen ist, wodurch ein erhöhtes Risiko für die Kommanditisten entsteht, strebt PATRIZIA mit dem Fonds bei immerhin 15jähriger Laufzeit jährliche Auszahlungen von durchschnittlich nur 4,0 % pro Jahr und eine Gesamtrendite von 4,5 % vor Steuern an.

Der Vorbesitzer wollte sich in diesem Gebäudekomplex Convecs gar nicht festsetzen, sondern durch ein bisschen Wertverbesserung einfach nur eine schnelle Kasse machen.

Patrizia AG-Boss Wolfgang Egger (CEO mit einer ausgezahlten Vergütung im Jahr 2020 von 1,435 Millionen Euro und zu 51,81 Prozent Wirtschaftlich Berechtigter der AG und der Kapitalverwaltungsgesellschaft) hat den ausgelegten Köder geschluckt.

Vielleicht auch weil seine PATRIZIA das Gebäude mit einer Mietfläche von 25.960 Quadratmern und einem Verkehrswert von 89,5 Millionen Euro mit einem Preisnachlass von 650.000 kaufen konnte -“als Äquivalent für 12 Monate Leerstand und Ausbaukosten in Höhe von 250 Euro/qm”, wie es im Beteiligungsangebot für künftige Kommanditisten heißt.

Der Vorbesitzer des 30 Jahre alten Mehrzweck-Büroturms Convecs, der Core-Plus-Fonds CCP 5 von Tristan Capital Partners aus London und der DW Real Estate GmbH aus München, wollte durch eine Renovierung einfach nur die Mieteinnahmen steigern.

 

Dafür hat das Londoner Fondsmanagement mal eben auch die großzügige Kantine im 9. Stock von 1.337 Quadratmetern in Büros und Konferenzräume umgebaut.

Beatrice Freiberger, Direktorin bei Tristan Capital Partners, sagte nach dem geglückten Verkauf an PATRIZIA am 22. Februar 2022 in einer Pressemitteilung:

Wir haben die Immobilie erworben, da sie das Potenzial bot, die Mieteinnahmen zu steigern.

Tristan-Direktorin Freiberger weiter:

Gemeinsam mit DW Real Estate ist es uns gelungen, die Mieteinnahmen um fast 10 % zu steigern.

Doch nicht umsonst hebt nun der alleinbeauftragte Stuttgarter Makler Dominique Horlacher (32) von der Collection Business Center, der einen Mieter für die in Büros umgebaute Kantine im Convecs Heidelberg Bahnstadt (Monatsmiete 25.055 Euro für 1.337 Quadratmeter Mietfläche) suchen soll, in seinem Vermittler-Expose auf Immobilienscour24.de ausdrücklich hervor:

Auf Mieterwunsch ist eine Klimatisierung der Flächen möglich.

Die Passivhaussiedlung Heidelberg Bahnstadt sollte durch Emissionsfreiheit ein Sinnbild von Nachhaltigkeit werden.




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