Der berühmteste Sohn des Kölner Strukturvertriebes OVB Vermögensberatung AG dürfte wohl der Bremer Carsten Maschmeyer (65) sein, der heute in München lebt.
Lautete die frühere Kritik am Strukturvertrieb „Wehe, du verkaufst zu wenig“, so gibt die OVB Vermögensberatung AG aktuell noch eins drauf: „Wehe, du kündigst den Handelsvertretervertrag“, wie Erfahrungsberichte von Aussteigern nahelegen, die der OVB neben einer Provisionssperre ein illegales künstliches Hochtreiben der Storno-Schulden durch Umdeckung von Versicherungsverträgen auf andere Mitarbeiter vorwerfen, nachdem sie die Kündigung ausgesprochen hatten.
OVB Vermögensberatung AG – Arbeitswiege von Carsten Maschmeyer
Der Startup-Investor Carsten Maschmeyer hatte seinen Berufsweg nach Abitur und Wehrdienst zuerst bei der OVB Vermögensberatung AG als Finanzberater begonnen, bevor er dann 1988 in Hannover mit seinem eigenen Strukturvertrieb AWD Holding AG durchstartete, den er ab 2007 peu á peu an den Schweizer Lebensversicherer Swiss Life AG aus Zürich verkaufte und den wir ab 2018 als Swiss Life Select Deutschland GmbH kennen, wie wir in unserer neuen Serie über die 27 Allfinanzbetriebe und 5 Spezialbetriebe in Deutschland berichteten.
OVB Vermögensberatung AG – Carsten Maschmeyer war OVB-Landesdirektor
Ehrendoktor Carsten Maschmeyer (65) aus München copyright: Wikipedia.org CCBY-SA 3.0 Nikolaj Gerogiew
Eigentlich wollte Maschmeyer nach seiner zweijährigen Zeit als Bundeswehrsanitäter Arzt werden. Und wollte als Vermögensberater im Strukturvertrieb nur im Nebenjob sein Studium an der Medizinischen Hochschule Hannover finanzieren. Er absolvierte zahlreiche Fortbildungen und widmete sich intensiv der Finanzberatung mit der Folge, dass er im Frühjahr 1982 aufgrund zu hoher Fehlzeiten zwangsexmatrikuliert wurde.
Die Verkaufstätigkeit verlief für Carsten Maschmeyer wirtschaftlich erfolgreich; 1983 stieg er zum Landesdirektor auf. 1987 kündigte Maschmeyer bei der OVB Vermögensberatung AG und erhielt eine Abfindung.
Wenig später stieg er mit 900.000 DM (rund 450.000 Euro) in den 1987 von seinem späteren Schwager Kai Lange gegründeten Allgemeinen Wirtschaftsdienst (AWD) ein und übernahm Mehrheit und Leitung des AWD-Struktur-Finanzvertriebs.
Sie erinnern sich an den AWD?
„Wehe, Du verkaufst zu wenig“, berichteten wir im Jahr 2009. Der Traumberuf Vermögensberater im Strukturvertrieb brachte schon damals nur wenigen Glück und Reichtum. Die meisten übernahmen sich mit teuren Anzügen, Autos und Büros. Wie Heuschrecken jagten sie jeder Provision hinterher. Und fingen dabei im Familienkreis an.
Die Geschäftsidee von OVB und AWD stammt aus Amerika von der IOS Ltd., Panama
Maschmeyer führte praktisch das Werk von OVB-Gründer Otto Wittschier (1938–2008) weiter. Der einstige Kölner Möbelhausfilialleiter und einstige Volksschullehrer Otto Wittschier, der beide vorigen Berufe an den Nagel hängte und 1970 den Allfinanzdienstleister OVB, Organisation für Vermögensberatung und Kapitalanlage GmbH & Co. KG in Köln als Mehrheitsgesellschafter gründete und als Hauptgeschäftsführer leitete, kombinierte seine neue 1970er Idee „Allfinanz-Beratung“ mit der alten 1950er Idee „Strukturvertrieb“ aus Amerika, die er Ende der 1960er selbst durchlebt hatte.
Otto Wittschier war direkt vor der Gründung seines Allfinanz-Strukturvertriebes OVB von 1966 bis 1970 zuerst neben- und dann hauptberuflich bei der Firma IOS Limited mit Hauptsitz in Panama tätig. Zum Schluss als Generalmanager.
Dort arbeitete auch von 1967 bis 1969 Rechts-Professor Dr. jur. Reinfried Pohl (1928–2014), der dann ebenfalls die gemachten IOS-Erfahrungen eines Strukturvertriebes mit der Allfinanzberatung kombinierte, in Deutschland den Begriff Vermögensberater im Strukturvertrieb einführte und ab 1975 seine eigene Deutsche Vermögensberatung Aktiengesellschaft DVAG in Frankfurt am Main aufbaute.
Was lernten Wittschier und Professor Pohl bei der amerikanischen IOS?
Das Karlsruher Magazin Versicherungswirtschaft HEUTE ging 2022 dieser Frage nach und kam zu dem Ergebnis: „Mit Persönlichkeit, Glaubwürdigkeit und Authentizität verkaufen – so in etwa heißt das Erfolgsrezept der Top-Seller. In einem Strukturvertrieb reicht es, sich schlicht an den Leitfaden zu halten. Das gilt für jede Branche, ob es um Tupperware oder Finanzleistungen geht. Die aus den USA kommende Grundidee des Verkaufs in Netzwerken und ohne Zwischenhandel war revolutionär und wurde wohl deshalb auch anfangs hierzulande belächelt.“
In den 1950er Jahren verkaufte der Amerikaner und einstige Armenpfleger Bernard Cornfeld mit seiner Firma Investors Overseas Services (IOS) Limited mit Sitz in Panama in den USA von Tür zu Tür amerikanische Aktienfonds. Er expandierte nach Europa, denn im Wiederaufbau nach dem 2. Weltkrieg gab es in Europa viele arbeitswillige Menschen und mit rund 800.000 stationierten US-Soldaten eine attraktive Zielgruppe.
Auch Tausende Deutsche kauften Fonds der IOS. Ende der 60er Jahre entfiel ein Viertel des weltweiten Investmentgeschäfts auf die IOS. Auf dem Hauptmarkt Deutschland tummelte sich das Gros der weltweit 16.000 Verkäufer. Ende 1969 geriet IOS in eine Liquiditätskrise und schlitterte 1973 in die Insolvenz.
Bernard Cornfeld wurde im Mai 1973 in Genf verhaftet. Die Anklagepunkte reichten von gewerbsmäßigen Betrug bis zur Urkundenfälschung. Er wurde 1974 gegen eine Kaution von fünf Millionen Schweizer Franken freigesprochen. Es gelang ihm jedoch keine Rückkehr ins Finanzgeschäft. Er starb verarmt am 27. März 1995 an den Folgen einer Gehirnblutung in London.
Der Ökonom John Kenneth Galbraith schreibt in seinem Buch „Eine kurze Geschichte der Spekulation“, Frankfurt/Main, Eichborn Verlag, 2010, ISBN 978-3-8218-6511-9, über die Arbeitsweise des Unternehmens:
„Der IOS war vor allem ein riesiger Verkaufsapparat, in dem Effektenverkäufer andere Verkäufer anwarben und so eine Provision von deren Verkäufen erhielten. Die so Angeworbenen warben ihrerseits andere Verkäufer an, von denen sie dann Provisionen erhielten. In Deutschland war die Pyramide am Ende sechs Stockwerke hoch, und nur ein Bruchteil der eigentlichen Investitionen floss noch in die Wertpapiere, zu deren Ankauf sie gedacht waren. Alles Übrige floss in jene Provisionen. Es würde schwerfallen, sich ein finanztechnisch ungeeigneteres Unternehmen für Investoren auszudenken.”
Die deutschen IOS-Führungskräfte Otto Wittschies (OVB), Professor Reinfried Pohl (DVAG), Werner Kunkler (HMI) , Udo Keller (Tecis) und Erich Mende (Bonnfinanz) erweiterten diese IOS-Struktur-Erfahrung mit ihrer Allfinanz-Idee, bei der nicht mehr nur der Verkauf einzelner Finanz- und Versicherungsprodukte im Fokus stehen solle, sondern, so der Anspruch, die „ganzheitliche Qualitätsberatung und langfristige Kundenbeziehungen“.
Versicherungswirtschaft HEUTE zur Rolle Maschmeyers: „AWD-Gründer Carsten Maschmeyer fing bei der OVB an und ist damit quasi ein Enkel aus dem IOS-Imperium von Cornfeld.“
Die Universität Hildesheim verlieh Maschmeyer an seinem 50. Geburtstag am 8. Mai 2009 den Titel eines Ehrendoktors. Zuvor hatte er eine dortige Professur am Institut für Psychologie mit einer Spende von 500.000 Euro gefördert.
OVB Vermögensberatung AG –Nr. 4 der umsatzstärksten Finanzvertriebe
Die Hauptverwaltung der OVB Holding AG mit ihrer Tochter OVB Vermögensverwaltung AG in Köln copyright Pressedownload OVB Vermögensverwaltung AG
Wir stellen Ihnen an dieser Stelle die Nr. 4 der deutschen Finanzvertriebe gemessen an den Provisionserlösen im Jahr 2023 nach DVAG (2,3 Milliarden Euro), MLP (844,5 Millionen Euro) und Swiss Life Deutschland (725,1 Millionen Euro) vor: die OVB Vermögensberatung AG mit europaweit 354,3 Millionen Euro.
Für die Arbeitswiege von Dr. hc. Carsten Maschmeyer, die OVB Holding AG, arbeiten inzwischen europaweit 6.005 hauptberufliche selbständige Finanzberater (Stand: 1. August 2024), davon allein 1.220 für die Tochter OVB Vermögensberatung AG in Deutschland (Stand. 1. Januar 2024).
OVB Vermögensberatung AG – Besonderheit Auslandsgeschäft der OVB Holding AG
Die OVB Vermögensberatung AG erzielte als deutsche Landesgesellschaft in Deutschland im Jahr 2023 „lediglich“ rund 60,63 Millionen Euro Provisionserlöse (2022: 63,16 Millionen Euro) und müsste daher in der Rangliste der Provisionserlöse in Deutschland hinter Telis (182,6 Millionen), Dr. Klein (80 Millionen Euro) und Global Finanz (65,31 Millionen Euro) stehen.
Aber da die OVB Vermögensberatung nicht eigenständig, sondern unter dem Dach der OVB Holding AG aus Köln arbeitet, kommen auch die Provisionserlöse der 15 anderen OVB Ländergesellschaften in Europa mit in den Topf. Die ausländischen Schwestergesellschaften erwirtschafteten für die OVB Holding AG im Jahr 2023 293,67 Millionen Euro Provisionserlöse, so dass die OVB Vermögensberatung AG sich mit der Gesamtzahl der Muttergesellschaft OVB Holding AG schmücken darf, die 2023 bei 354,3 Millionen Euro lag. Im Vorjahr 331,9 Prozent. Ein Plus von 6,75 Prozent. Mit diesen 354,3 Millionen Euro OVB-Gesamt-Provisionserlösen nimmt die OVB Vermögensberatung AG im Ranking der Allfinanzvertriebe in Deutschland den 4. Platz ein.
OVB – seit 22 Jahren in der GoMoPa-Warnliste
Der 1970 gegründete Vertrieb schaffte es unrühmlicher weise in unsere Warnliste. Da kannte man ihn noch als OVB ALLFINANZVERMITTLUNGS GMBH & CO. KG. Am 4. Dezember 2000 wechselte die OVB Allfinanzvermittlungs GmbH & Co. KG Namen und Rechtsform und heißt seitdem OVB Vermögensberatung Aktiengesellschaft.
Wir warnten: „Kritik/Vorwurf/Verdacht: Vertrieben wurden unter anderem Beteiligungssparpläne als vermögenswirksame Leistungen. Die Fachpresse warnte seit Jahren vor diesen Angeboten, den ‚angewendeten übelsten Vertriebsmethoden und den Kloppertruppen der OVB!‘“
OVB Vermögensberatung AG: Wie sieht es heute aus?
Die seit 2006 an der Börse gehandelte OVB Holding AG mit ihrer deutschen Landestochter OVB Vermögensberatung AG und 15 ausländischen Vermittlergesellschaften zählte 2023 mit ihren 5.892 hauptberuflichen Finanzvermittlern in Europa (eine Steigerung von 2,1 Prozent gegenüber 2022) zu den größten Finanzunternehmen Deutschlands. Doch die Kritik an dem Vertrieb reißt nicht ab.
OVB Vermögensberatung AG – künstlich hochgetriebene Storno-Schulden?
Die Zahl der bei der OVB Vermögensberatung AG registrierten Finanzvermittler betrug Ende 2023 1.220 (Vorjahr: 1.219). Sie betreuten in Deutschland 613.037 Kunden (Vorjahr: 616.224).
Bekanntermaßen leben alle selbständigen Vermögensberater in einem Strukturvertrieb, so auch bei der OVB Vermögensberatung AG, auf Pump. Sie bekommen für die Vermittlung einer privaten Krankenversicherung, Lebensversicherung oder Restschuldversicherung die Provision gleich zu Anfang und damit weit vor Ende der Stornohaftung ausbezahlt, obwohl die Stornohaftung nach § 49 des Versicherungsaufsichtsgesetzes 5 Jahre beträgt. Die OVB Vermögensberatung AG behält bei der Provisionsauszahlung an den Vermittler lediglich 10 Prozent Stornoreserve für den Fall ein, dass der jeweilige Vertrag vor der Stornohaftungszeit vom Versicherungsnehmer gekündigt wird.
Dieses ständige Leben auf Pump setzt die freien Handelsvertreter ganz legal unter ständigen Neugeschäftszwang. Ein Selbstläufer für den Strukturvertrieb. Deshalb erschweren alle Strukturvertriebe den Ausstieg des Handelsvertreters durch lange Kündigungszeiten in den Handelsvertreterverträgen von meist einem Jahr. Auch das ist legal.
Aber bei der OVG: „Wenn du jetzt gehst, machen wir Dich platt.“
Ein ehemaliger OVB-Vermögensberater berichtete vergangenes Jahr dem Handelsblatt von illegalen Methoden. Nach seiner Kündigung soll ihn die OVB Vermögensberatung AG mit Forderungen aus stornierten Verträgen konfrontiert haben, für deren Stornierung die OVB Vermögensberatung AG selbst gesorgt haben soll.
„Wenn du jetzt gehst, machen wir dich platt“, soll ein Landesdirektor der OVG Vermögensberatung AG einem Aussteiger gedroht haben, der nach 7 Jahren seine Kündigung eingereicht hatte.
Die Drohung sollte sich als ernst gemeint herausstellen. Zwischen dem vermeintlichen „Wir machen dich fertig“ des Vorgesetzten und der letzten Abrechnung verging wegen der langen Kündigungsfristen im Strukturvertrieb mehr als ein Jahr. Ein Jahr, in dem der Aussteiger nicht mehr für die OVB gearbeitet hat. Ein Jahr, in dem das Provisionskonto ohne plausible Erklärung von einem Plus von 5.000 Euro plötzlich in ein Minus von 90.000 Euro gerutscht sein soll. Der Aussteiger vermutet dahinter ein böswilliges Zutun der OVB.
Mit Blick auf seine ehemaligen Kunden erzählte er: „Die wurden dann mit meinem Ausscheiden auch angeschrieben. Und dann mussten im Grunde genommen Mitarbeiter von mir meine eigenen Kunden anfahren.“
Wohl kein Einzelfall bei der OVB Vermögensberatung AG – Die OVB soll also laut dem Aussteiger ihre Leute willkürlich und gezielt auf die Kunden ehemaliger Mitarbeiter ansetzen, um deren Verträge umzubuchen und so die Stornohaftung zu provozieren. Das bestätigen auch andere.
Diese Aussage deckt sich mit einigen Bewertungen ehemaliger OVB-Vermittler auf der Jobplattform Kununu. Hier drei Beispiele:
► Ein ehemaliger Vermittler der OVB Vermögensberatung AG in Brauschweig schrieb: „13.000 € Schulden hat es mir gebracht.“
► Ein weiterer Ex-Vermittler der OVB Vermögensberatung AG in Braunschweig schrieb: „Das, was man den Trainees nicht erzählt, ist, dass man für alle Stornos auch in Zukunft, selbst wenn man dort nicht mehr arbeitet, haftet. Und wenn man nicht aus eigener Tasche zahlt, wird ein Gerichtsvollzieher eingeschaltet bis hin zur Lohn-/ und Kontopfändung.
Die Ironie dabei ist, dass der Kunde (bei dem es Stornos gab, für die man dann haftet) mittlerweile über einen neuen/anderen Mitarbeiter der OVB betreut wird, der damit nun sein Geld verdient.“
► Ein Ex-Freelancer der OVB Vermögensberatung AG in Köln schilderte im Mai 2023: „Nach meiner Tätigkeit bei der OVB ging es erst richtig los. Es wurden meine ehemaligen Kunden angerufen, belästigt und verschiedene Fragen gestellt.
Alles zählt darauf ab, dass der ‚alte‘ Berater schlecht gemacht wird, damit der Kunde zu einen anderen Berater geht. Hierbei wird auch keine Rücksicht auf die Familie des Beraters genommen. Die Nachteile der Kunden werden nicht berücksichtigt, hierbei geht es rein um Profit. Das darf so nicht sein und muss dringend gestoppt werden.
Verbesserungsvorschläge: Kundenanrufe, die unbegründet sind. Zum Beispiel bei Umfragen, komische Frage zum alten Berater zu stellen, sollten wegen unlauteren Wettbewerbs verboten werden!
Kunden die zur OVB gehören, jedoch von einen Berater betreut wurden, der die Firma verlassen hat, sollte man menschlicher und mit mehr Bedacht behandeln. Ihre Vorgehensweise ist nicht nur fraglich, sondern auch falsch.“
Stellungnahme vom OVG-Kommunikationsmanagement
Eine Samira vom Kommunikationsmanagement der OVB Deutschland antwortete dem Kölner Aussteiger im Juni 2024 auf Kununu: „Durch Schulungen und Weiterbildungen der Beraterinnen und Berater versuchen wir stetig, ein positives Arbeits- und Kundenverhältnis zu schaffen, und heißen das von Ihnen beschriebene Vorgehen nicht gut. Melden Sie sich gerne nochmal bei uns, damit wir den Sachen entsprechend auf den Grund gehen können.“
Der Fall aus dem Handelsblatt landete vor Gericht
Der Ex-Vermögensberater, deren Kunden von eigenen Ex-Kollegen abspenstig gemacht worden sein sollen und der nun 90.000 Euro zahlten musste, zog vor Gericht. Am Ende schuldete er der OVB Vermögensberatung AG dann immer noch 8.000 Euro, obwohl sein Storno-Reserve-Konto bei seiner Kündigung ein Plus von 5.000 Euro aufgewiesen hatte und dieses ihm peu á peu nach Ende der Stornohaftungszeit pro Vertrag hätte ausbezahlt werden müssen.
Arbeitsrechtler Kai Behrens: Umbuchungen der Kunden wäre illegal
Sollten die geschilderten künstlich herbeigeführten Stornos und Umbuchungen der Kunden auf neue Mitarbeiter stimmen, wäre das nicht nur moralisch höchst verwerflich, sondern laut dem Arbeitsrechtler Kai Behrens aus Münster in Nordrhein-Westfalen, der sich auf das Handelsvertreterrecht spezialisiert hat und über die Jahre mehr als 2.000 Mandanten aus Strukturvertrieben wie der OVB Vermögensberatung AG in Rechtsfragen betreut, auch illegal: „Die gesetzliche Regelung ist so, dass der Vertrieb dazu verpflichtet ist, eine sogenannte Stornobekämpfung durchzuführen. Er muss sich darum bemühen, die stornogefährdeten Verträge zu retten.“ Das Handelsblatt hat die OVB mit diesem Vorwurf konfrontiert und um Stellungnahme gebeten. Das Unternehmen blieb jedoch eine Antwort schuldig.
OVB Vermögensberatung AG – Inhaber sind auch Produktgeber
Alleinige Gesellschafterin der OVB Vermögensberatung AG in Köln ist die 1970 gegründete und seit 2006 börsennotierte OVB Holding AG an selber Stelle in Köln. Bedeutende Großaktionäre sind mit einer Beteiligung von 52,94 % Unternehmen der SIGNAL IDUNA-Gruppe, die Baloise Beteiligungsholding GmbH mit rund 32,57 % sowie die Generali CEE Holding B.V. mit 11,48 %. Zum Streubesitz zählen aktuell 3,01 % der Aktien.
Die Großaktionäre sind zugleich auch die wichtigsten Produktgeber für den Mehrfachagenten OVB Vermögensberatung AG. Die OVB Vermögensberatung AG hat Verträge mit 30 Partnern, die OVB Holding AG mit 100 Partnern.
Der Name OVB leitete sich ursprünglich als Abkürzung von „Organisation zur Vermittlung von Bausparverträgen“ ab, da das Unternehmen damit seine Unternehmertätigkeit startete. Um dem Allfinanzgedanken Rechnung zu tragen, erfolgte jedoch bereits früh die Benennung „OVB Organisation für Vermögensberatung und Finanzierungen“. Heute wird das Kürzel OVB als eigenständige Firmenbezeichnung verwendet.
OVB Vermögensberatung AG – CEO Christian Höfel kam von Signal Iduna
Christian Höfel (50) aus Köln, CEO der OVB Vermögensberatung AG aus Köln copyright:
Pressedownload OVB Vermögensberatung AG
Christian Höfel (50) aus Köln, der heutige CEO der OVB Vermögensberatung AG und Generalbevollmächtigte des Mutterkonzerns OVB Holding AG für den Vertrieb in Süd- und Westeuropa und für die Aus- und Weiterbildung der Finanzberater in ganz Europa, hat laut LinkedIn.com hat seinen Versicherungskaufmann 1996 bis 1999 bei der Signal Krankenversicherung erworben.
Vor seinem Eintritt in die OVB Vermögensberatung AG im Jahr 2006 war Höfel zehn Jahre für den Signal Iduna Konzern tätig und durchlief dort unterschiedliche Führungspositionen im Vertrieb. Der Signal Iduna Konzern ist Mehrheitsgesellschafter und zugleich auch Produktgeber der OVB Vermögensverwaltung AG. Somit stehen die angebundenen Finanzberater zwangsläufig auf der Seite dieses beherrschenden Produktgebers und nicht zuallererst auf der Seite der Kunden.
OVG Vermögensberatung AG – Wichtigste Vorteile
1. Wirtschaftskraft und Finanzstärke: Mit 101,8 Millionen Euro haben die Erträge aus Vermittlungen im Zeitraum April bis Juni 2024 konzernweit erstmals die 100-Millionen-Euro-Marke in einem Einzelquartal überschritten. Das OVB Vertriebsteam wuchs um 3,4 Prozent auf einen neuen Höchstwert von 6.005 hauptberuflichen Finanzvermittlern. Die Zahl der betreuten Kunden in Europa hat sich in den ersten sechs Monaten 2024 im Konzern um 4,3 Prozent auf 4,6 Millionen erhöht. Insgesamt stieg das operative Ergebnis (EBIT) im 1. Halbjahr 2024 konzernweit kräftig um 35,7 Prozent auf 9,3 Millionen Euro (H1 2023: 6,8 Millionen Euro).
2. Eigenes Team aufbauen – Arbeit bundesweit: OVB Deutschland – Beispiel Landesdirektion Martin Wagner
OVB Vermögensberatung AG – Weitere Nachteile
1. Für Kunden – Stärkstes Neugeschäft mit kostenintensiven Fondspolicen: Fondsgebundene Vorsorgeprodukte bauten bei der OVB Vermögensberatung AG 2023 ihre Position als meist vermittelte Produktkategorie mit einem Anteil von 30,2 Prozent am Neugeschäft weiter aus (Vorjahr: 23,4 Prozent). Bei ihrer Kostenanalyse hatte die Finanzaufsicht BaFin Wucherpreise bei Fondspolicen entdeckt. Kosten schmälerten die Rendite der Fondspolicen mit bis zu vier Prozent jährlich, wie die WirtschaftsWoche im Februar 2024 berichtete.
2. Für Vermittler – Drohende Provisionssperre bei Kündigung: Ein Passus im Handelsvertretervertrag erlaubt es den Vertrieben, während der Kündigungsfrist von weiteren Provisionsvorschüssen abzusehen. Auch die OVB bestätigte vergangenes Jahr dem Berliner Vertriebs-Magazin procontra, dass nach Zugang einer ordentlichen Kündigung von einem automatischen auf einen nicht automatischen Auszahlungsprozess umgestellt wird. „Diese Umstellung ist erforderlich, weil sich unter Umständen eine veränderte Risikolage vor allem für die Frage der Bevorschussung der Abschlussprovisionen ergibt“, begründete eine Sprecherin der OVB. Im Anschluss erfolge eine individuelle Einschätzung der Risikosituation des scheidenden Mitarbeiters.
Im Klartext: Wird diese Option gezogen, werden erst mal keine Abschlussprovisionen mehr ausgezahlt, bis die gewünschte Sicherheiten-Quote erfüllt ist. Vielen sind diese vertragliche Option und die Faktoren, die diese Entscheidung beeinflussen, nicht bekannt. Kommt es dann zum Provisionsstopp, entstehen vor allem bei langen Kündigungsfristen Existenznöte. So berichteten es mehrere Strukturvertriebler, die sich teilweise noch in der Kündigungsfrist befanden, gegenüber procontra.
„Mit meiner Kündigung wurden Provisionszahlungen eingestellt und meine Zugänge zum Beratungsrechner und E-Mail-Postfach gesperrt“, klagte beispielsweise ein Ex-OVBler gegenüber procontra, der laut eigenen Angaben 2017 bei der OVB einstieg. Im Mai 2021 reichte dieser seine Kündigung ein, Vertragsende war dann erst der 31. Dezember 2022. Der Option auf einen „nicht automatisierten Auszahlungsprozess“ nach Kündigung und dessen Bedingungen war auch er sich nicht ausreichend bewusst. „Rund eineinhalb Jahre musste ich private Reserven aufbrauchen, um über die Runden zu kommen“, so der ehemalige Strukturvertriebler.
Fazit:
Provisionen auf Pump erzeugen bei Strukturvertrieben wie der OVB Vermögensberatung AG einen automatischen Umsatzdruck, bei dem im Fall der OVB objektiv nicht der Kunde an erster Stellen stehen kann, weil die OVB Vermögensberatung AG vom Mehrheitsgesellschafter und Produktgeber Signal Iduna Konzern beherrscht wird. Bei Kündigung droht bei allen Strukturvertrieben die Storno-Falle, die bei der OVB Vermögensberatung AG noch künstlich erhöht worden sein soll. Doch vielen selbständigen Handelsvertretern liegt der Verkauf. Und viele wollen die Verantwortung für ein großes Team übernehmen, dieses ausbilden und eben daran in einem Pyramidensystem verdienen. Versicherungswirtschaft HEUTE stellte im Sommer 2023 fest: „Wenn das nicht die OVB, die DAVAG oder die US-Firma Tupperware machen, dann wird es andere Firmen geben. All die Kritik von Ex-Mitarbeitern an Strukturvertreiben ist bisher an den Unternehmen abgeprallt, sie generieren von Jahr zu Jahr neue Rekordumsätze.“ Nun denn ..