Noch 2018 war die Numerian Treuhand AG von Amts wegen für aufgelöst erklärt worden, weil das Rechtsdomizil nicht den gesetzlichen Anforderungen entsprach.Seit März 2021 bietet nun diese Numerian Treuhand AG als Ankerinvestor weiteren Investoren nicht handelbare, vorbörsliche Aktien ihrer Tochterfirma Prestige Media Group S.A. mit Rechtsdomizil in Paris an.
Ziel sei der Aufbau einer digitalen Werbeplattform für Luxusmarken wie Rolex oder Omega. Der Kapitalbedarf für Projekte und für den Ausbau der Unternehmensstruktur wird in einem ersten Schritt auf 15 bis 20 Millionen Euro geschätzt, welche mittels Börsengang beschafft werden sollen. Ein Teil der Aktienkäufe wird bei geeigneten Firmen nicht mittels Barmitteln finanziert, sondern mittels Werbeplatz (Media for Equity).
Versprochen wird den Investoren ein Börsengang (IPO), der allerdings schon einmal abgesagt wurde.
Die neueste Pressemitteilung dazu datiert vom 28. April 2021 und lautet:
Neue Möglichkeiten beim Börsengang der PRESTIGE Media Group SA
Nachdem die Pariser Medienboutique PRESTIGE Media Group SA im Dezember ihren Börsengang ins Jahr 2021 verschoben hat, bereitet sie sich Ende April nun auf ihr Listing vor…
Für eine optimale Vorbereitung hat sich die PRESTIGE Media Group SA die Quirin Privatbank AG in Deutschland, sowie die BlueRock Capital GmbH in Österreich an die Seite geholt….
Die Prestige Media Group SA rechnet mit einer Entscheidung in wenigen Wochen.
Heute schritt die deutsche Finanzaufsicht BaFin ein und warnt, dass der Verkauf der Aktien in Deutschland illegal sei.
Die BaFin habe den “hinreichend begründeten Verdacht”, dass er Aktienverkauf öffentlich “ohne den erforderlichen Prospekt erfolgen” würde. “Anhaltspunkte für eine Ausnahme von der Prospektpflicht sind nicht ersichtlich.”
Verwaltungsrat der Numerian Treuhand AG und Präsident der Prestige Media Group AG ist in Personalunion der ehemalige Schweizer Investmentbanker Tibor Iwan Müller aus Widen.
Er preist die Prestige Media Group AG an als:
Europas exklusivste Medien Boutique.
Bis 2019 hiess die Prestige Media Group noch M&H Invest Partners und hatte ein bescheidenes Aktienkapital von 500 Euro.
Im September 2019 übernahm die Rundschau-Crew die Firma und modelte sie um.
Die Rundschau Medien sind laut Luzerner Zeitung ein unspektakulärer Kleinverlag aus Muttenz, einem Vorort von Basel.
Der Stolz des Verlags sind die Hochglanzmagazine “Prestige”, die es als verschiedene Länderausgaben gibt. Eher hausbacken sind Publikationen wie “Der Geschäftsführer”, ein PR-lastiges Wirtschaftsmagazin mit regionalen Ausgaben, oder “Die Rundschau”, eine KMU(Kleine-und-Mittlere-Unternehmen)-Zeitschrift für verschiedene Branchen. Ex-Investmentbanker Tibor Iwan Müller sitzt auch im Verwaltungsrat der Rundschau Medien.
Die Ummodelierung der M&H Investpartners zur Prestige Media Group S.A. erolgte laut einem 26seitigem Protokoll, das der Luzerner Zeitung vorliegt, so:
Das Aktienkapital wurde auf knapp 20 Millionen Euro hochgesetzt (fast 20 Millionen Stammaktien zu je einem Euro Nominalwert).
Mit Minderheiten sind auch eine Offshore-Firma aus den Britischen Jungferninseln und eine Topfield Inc. aus Hongkong im Geschäft mit der Pariser Gesellschaft. Das Ziel war, in zwei Monaten der Gang an die Pariser Börse Euronext, was nicht gelang. Bei den neuen Investoren handelt es sich vorwiegend um die alten Eigentümer der Rundschau Medien, die sich bloss einen neuen Mantel zugelegt haben.
Damit Anleger beim unbekannten Börsenneuling anbeissen, musste zuerst kräftig deren Fantasie angekurbelt werden.
Die Zürcher Numerian Treuhand AG hat sich dieses Geschäfts angenommen.
Sie preist die Pariser Firma als erfolgversprechendes Investment an. Aufgrund der Nähe zu Luxus und Lifestyle sowie einem stabilen und positiven Marktumfeld sei Frankreich der ideale Standort, ist auf der Website zu lesen. Die Prestige Media Group biete interessierten Personen zudem direkten Zugang zu Entscheidern der grossen Marken wie Rolex, Patek Philippe, Omega oder der Swatch-Gruppe.
Die Numerian Treuhand rechnete vor.
Schon zuletzt sei die Aktie für 12.50 Euro verkauft worden, was einer Marktkapitalisierung der Firma von rund 250 Millionen Euro entspreche. Das Ziel sei ein Eröffnungskurs an der Börse von 17.50 Euro. Blöd müsste sein, wer sich da nicht rechtzeitig beteiligt, oder?
Der erste Mehrheitsaktionär warf gleich wieder hin.
Gemäss den Pariser Akten war der Italiener Francesco Ciringione aus Aesch (Besitzer von First Consulenza AG in Basel und der brand technologies ag in Muttenz) grösster Anteilsnehmer der Firmengruppe. Doch die Aussicht auf das grosse Geld scheint eine ungewollte Gruppendynamik ausgelöst zu haben. Ende November trat Ciringione überraschend aus dem Verwaltungsrat der Rundschau Medien AG zurück. Er sei auch aus dem Verwaltungsrat der Pariser Gesellschaft ausgetreten, was er mit einem Protokoll belegt. Seine Aktien, so sagte er, habe er der Numerian Treuhand verkauft.
Genauere Auskunft über den Börsengang will Tibor Iwan Müller nicht geben, dafür drohte er der Luzerner Zeitung bei einer Berichterstattung zwischenzeitlich mit rechtlichen Schritten. Nun denn…