Nach monatelangen internen Querelen, Strafanzeigen und Vorwürfen, stets gepaart mit groben Missmanagement, ist es jetzt amtlich: Die Leipziger Licon-Gruppe muss den Gang zum Insolvenzrichter antreten. Droht den Anlegern ein Totalverlust?
Es sind vor allem wohlhabende Kunden der Deutschen Ärzte- und Apothekerbank (Apobank), die zu Opfern des Licon-Skandals wurden. Zwischen 2005 und 2010 verkauften die Licon-Vertriebstruppen Immobilien im Wert von rund 450 Millionen Euro an Kunden, die von der Apobank vermittelt wurden. In der Regel wurden Wucherpreise um die 3.500 Euro pro Quadratmeter verlangt, obwohl zu dieser Zeit eher Kaufpreise von 2.000 Euro pro Quadratmeter marktüblich waren.
Alleine über die Licon-Tochter Medicon wurden innerhalb von zwei Jahren rund 1.500 Wohnungen an 600 vermögende Kunden der Apobank vermittelt. Die sehr hohe Vermittlungsprovision von 15 Prozent teilten sich die Medicon und die Apobank brüderlich. Ein Teil der Provisionen floss direkt an die vermittelnden Bankberater.
Für die Apobank war die Kooperation offensichtlich ausgesprochen lukrativ.
Der Gipfel der Vertriebsaktivitäten war eine Kaffeefahrt für Immobilieninteressenten. Die Apobank hatte eigens eine TUI-Maschine gechartert, um das wohlhabende Klientel von Düsseldorf nach Leipzig zu fliegen und Schrottimmobilien in der Stephanstraße anzudrehen.
Die verkauften Immobilien, die als “Steuersparimmobilien” angepriesen wurden, entpuppten sich reihenweise als Geldverbrennungs-Investments. Häufig befanden sich die Immobilien in derart miserablem Zustand, dass sie gar nicht oder nur deutlich unterm Schätzwert vermietet werden konnten. Teilweise wurden die bereits bezahlten Immobilienprojekte auch einfach nicht fertiggestellt, was zur Folge hatte, dass gar kein Mietzins erzielt werden konnte. GoMoPa.net berichtete.
Am 20. Oktober 2010 schlugen die Ermittlungsbehörden zu.
Im Zuge einer Razzia der sächsischen Antikorruptionseinheit bei der Leipziger Licon GmbH wurden die Geschäftsführer Peter Wolf, Florian Scholze und der Vertriebsleiter Mathis Kuper verhaftet. Der Verdacht der Staatsanwaltschaft lautete auf Betrug. Unter anderem soll der amerikanische Mitinhaber des Unternehmens, Jürgen Henning aus Florida, durch Scheinrechnungen um fünf Millionen Euro geschädigt worden sein.
Sowohl die Staatsanwaltschaft als auch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) ermittelten sowohl gegen Beteiligte der Licon-Gruppe, als auch vier Mitarbeiter der Apobank. GoMoPa.net berichtete.