Beim Crowd-Geldeinsammeln geht es für die saarländische Next2Sun Mounting Systems GmbH aus Merzig, die einen neuartigen Solarzaun für Acker- und Wiesenflächen baut und vertreibt, Schlag auf Schlag.
Im Jahr der Firmengründung 2019 sammelte das Startup auf der Plattform Econeers rund 663.000 Euro an Nachrangdarlehen ein. 2020 folgten auf dem Beteiligungsportal.oekostrom-saar.de 500.000 Euro. Und nun 2021 sollen noch einmal 700.000 Euro Nachrangdarlehen auf einer dritten Plattform eingesammelt werden, der Invest.next2sun.de.
Mit dem Geld soll der Lagerbestand an beidseitig aktiven Solarzäunen aufgebaut werden. Ab 500 Euro können Anleger einsteigen, es winken bis zu 5,5 Prozent pro Jahr Zinsen.
Das Problem für das junge Next2Sun Unternehmen mit einem Eigenkapital von 31.000 Euro:
Alle drei Nachrangdarlehen haben dieselbe Laufzeit von 5 Jahren. Das heißt, die Firma muss aus dem Zäunevertrieb so viel erwirtschaften, dass sie 2024 663.000 Euro, 2025 500.00 Euro und 2026 noch mal 700.000 Euro zurückzahlen kann. Ein großes Wagnis. Denn die Frage ist, ob die Bauern es mögen, wenn ihre Felder und Wiesen derart zerteilt werden.
Es gibt erst eine Pilotanlage in Deutschland.
Diese wurde bei der feierlichen Eröffnung im Oktober 2020 in Donaueschingen-Aasen vom zuständigen baden-württembergischen Ministerprädidenten Winfried Kretschmann (72, Bündnis 90/Die Grünen) zwar hoch gelobt.
Kretschmann:
Im Solarpark Donaueschingen-Aasen wurde eine hochinnovative Lösung für das Problem der Flächenknappheit bei der Solarenergiegewinnung umgesetzt, indem Landwirtschaft und Solarenergie unter einen Hut gebracht werden.
Diese Art der Agro-Photovoltaik hat das Zeug zu einem wichtigen Baustein für die Energiewende zu werden mit diesem Solarpark als bisher größtem Leuchtturmprojekt.
Erschreckend ist allerdings:
Der Handlungsbevollmächtigte und Mitgesellschafter der Next2Sun Mounting Systems GmbH, Thomas Brill (56) aus Beckingen, ist zugleich seit 1994 Geschäftsführer der Brennholz-Biomassenhof Hochwald GmbH & Co. KG aus dem saarländischen Losheim am See.
Eine Wirtschaftsauskunft teilte GoMoPa aktuell über diese Firma mit:
Das Ausfallrisiko wird als sehr hoch eingeschätzt. Von der Geschäftsverbindung wird abgeraten.
Aber auch die Hauptbesitzerin der Nachrangdarlehenseinsammlerin Next2Sun Mounting Systems GmbH, die ÖkoStrom Saar GmbH (gegründet 2000, gleicher Sitz wie die Next2Sun in Merzig), schreibt seit Jahren rote Zahlen, zuletzt 2019 einen Jahresfehlbetrag von rund 17.000 Euro, davor 2018 einen Fehlbetrag von rund 191.000 Euro.
An dieser ÖkoStrom Saar GmbH sind der Next2Sun-Prokurist Thomas Brill und der Next2Sun-Geschäftsführer Heiko Hildebrandt (42) aus Freiburg zu je einem Drittel direkt beteiligt.
Der dritte Teilhaber der Next2Sun-Hauptgesellschafterin ÖkoStrom Saar GmbH heißt Thomas Nägler (56) und kommt aus Beckingen. Nägler führt und besitzt an selber Stelle in Merzig zusammen mit Brill und Hildebrand auch noch eine ÖkoStrom Saar Bürgerkraftwerke GmbH (gegründet 2011).
Diese Stromerzeugungsfirma ist seit Jahren bilanziell überschuldet. 2018: rund minus 84.000 Euro. 2017: rund minus 283.000 Euro. 2016: rund 248.000 Euro.
Das ist weder Pech, noch Zufall. Es besteht ein handfester Interessenkonflikt beim Geschäftsführer Hildebrandt und Prokuristen Brill bezüglich des Crowdinvestings der Next2Sun. Die Nachrangdarlehen sind völlig unbesichert. Bei Insolvenz ist mit einem Totalverlust zu rechnen.
Der Verschuldungsgrad der Emittentin beträgt auf der Grundlage des letzten aufgestellten Jahresabschlusses zum 31. Dezember 2019 bereits 933,3% (Fremdkapital/Eigenkapital).
Nach eigener Firmeneinschätzung im Vermögensinformationsblatt vom 25. Februar 2021 besteht ein Akzeptanz- und Bekanntheitsrisiko bei der Vermarktung der Solarzäune.
Der ostdeutsche Physiker Dr. Gunter Erfurt, CEO des Schweizer Photovoltaik-Konzerns Meyer Burger Technology AG, führte bei der Einweihung der Pilotanlage in Donaueschingen-Aaalen aus, dass Meyer Burger ab Sommer 2021 mitten in Deutschland Solarzellen und Module produzieren wird, die technologische Vorteile gegenüber herkömmlichen Produkten haben.
Bloomberg hat dabei “große Zweifel” am Solar-Erfolg vom Schweizer Meyer Burger in Bitterfeld und Freiberg, wie Sie hier auf GoMoPa ausführlich nachlesen können.
Während die Preise für herkömmliche Solar-Flächenanlagen aus China purzeln, könnten die neuen Solarzäune eventuell preislich nicht mithalten. Nun denn…