Die Berliner Bauunternehmer Iris Hegerich (54) und Gerd Grochowiak (55) haben mit ihrer Firma IRISGERD aus Grunewald (Lassenstraße 11-15) auf der Ostseeinsel Rügen hoch gepokert und verloren.
Im Jahr 2012 hat IRISGERD die Armee-Ruine Block 1 in erster Ostsee-Reihe (zum weißen Strand sind es 150 Meter) bei einer Versteigerung des Berliner Auktionshauses Mark Karhausen für 2,75 Millionen Euro ersteigert.
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Damit zahlte IRISGERD fast das Zehnfache dessen, was der Verkäufer einst berappte. Bislang gehörte der Block dem österreichischen Investor Christian Haas, der das Gebäude 2006 von Ulrich Busch (53) aus Berlin-Wilmersdorf, dem Sohn des berühmten Berliner Arbeiterliedersängers Ernst Busch (1900-1980, Einheitsfrontlied “Und weil der Mensch ein Mensch ist, drum braucht er was zum Essen, bitte sehr!”), gekauft hatte.
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Ulrich Busch zahlte damals für die Blöcke 1 und 2 zusammen 455.000 Euro. Die hohe Preisdiskrepanz zwischen dem Einkaufspreis und dem Auktions-Kaufpreis von 2,75 Millionen Euro für das 216.000 Quadratmeter große Grundstück hielt das Unternehmer-, nicht Ehepaar für gerechtfertigt. Schließlich habe ihr Vorgänger der Gemeinde Binz doch in jahrelangen Verhandlungen einen Bebauungsplan für den zu DDR-Zeiten von der Nationalen Volksarmee (NVA) als Ferienheim Walter Ulbricht genutzten Block 1 abgerungen.
Das Engagement an der ostdeutschen Ostseeküste gingen die beiden Berliner Unternehmer ein, weil “wir als Entwicklungsgesellschaft von Wohnimmobilien in der deutschen Hauptstadt vor einem leergefegten Markt stehen”, diktierte Grochowiak der Immobilien Zeitung bereits vor fünf Jahren in den Block. Hinzu sei gekommen, dass das Interesse an Wohnungen an der Küste “wahnsinnig” groß sei.
Grochowiak sagte noch vorigen Sommer gegenüber dem Fernsehsender MDR:
Der Ausverkauf der Ostsee ist die beste Situation, die einem passieren kann, wenn man eine Immobilie in der Größenordnung anzubieten hat.
Trotz eines geglückten Verkaufs der Wohnungen zu Quadratmeterpreisen von bis zu 8.000 Euro oder Apartmentpreisen von bis zu 1 Million Euro haben sich die Berliner Bauträger an dem Nazi-Altbau, der bis auf die Mauern entkernt werden musste, finanziell verhoben.
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Grochowiak geizte bei der Luxusausstattung nicht.
Zum Beispiel kaufte er keine Balkone von der Stange. Er bestellte bei der Thüringer Manufaktur Bonda Balkon- und Glasbau GmbH 180 eigens für die IRISGERD entwickelte und gebaute freitragende durchsichtige Glasbalkone mit jeweils 5 Metern Spannbreite, die eine wohl einmalige Aussicht auf die lang gezogene Bucht bis Sassnitz und Binz sowie in Richtung Jasmunder Bodden ermöglichen und über die der Thüringer Bonda-Vorarbeiter Enrico Tröstrum beim Anbau im Mai 2017 gegenüber dem MDR verriet:
Also freitragende Balkone haben wir so in der Größenordnung noch nie montiert. Neues System. Vollverglasung. Ganzglas.
Doch nun ging IRISGERD die Puste aus.
Am 1. August 2018 haben die beiden geschäftsführenden Gesellschafter für die 2012 gegründete Projektgesellschaft Wohnen in Prora Vermögensverwaltung GmbH & Co. KG (WiP) beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg die Eröffnung des Insolvenzverfahrens beantragt.
Mit Beschluss vom 1. August 2018 hat das Amtsgericht Charlottenburg Dr. Philipp Hackländer, Partner der White & Case Insolvenz GbR aus Berlin-Moabit, zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt (Aktenzeichen: IN 3700/18).
Es gab mehrere Gründe:
“Wegen unerfüllbarer Forderungen”, so Iris Hegerich, haben sich die beiden Bauherren mitten in der Bauphase für die 280 denkmalgeschützten Luxus-Eigentumswohnungen samt eines Hotels im Block 1 des aus fünf Blöcken bestehenden, 1939 fertiggestellten 4,5 Kilometer langen Nazi-Ensembles für ein nie eröffnetes “Kraft durch Freude Seebad” direkt am Ostseestrand von Prora vom Generalunternehmer Bilfinger + Berger trennen müssen. Das habe ein großes Problem dargestellt und vieles verzögert.
Hinzu kam, dass nun auch die finanzierende Bank absprang und nicht bereit war, den ausstehenden Kredit in Höhe von 24 Millionen Euro zu verlängern.
Iris Hegerich:
Unser Bankdarlehen wurde bedauerlicher Weise nicht ein weiteres Mal verlängert.
Die Gesamtverbindlichkeiten beliefen sich im letzten veröffentlichten Jahresabschluss zum Stichtag 31. Dezember 2016 auf 32 Millionen Euro, die innerhalb eines Jahres fällig wurden.
Die Wohnen in Prora Vermögensverwaltungs GmbH & Co. KG (Homepage: Neues-Prora.de) schloss allerdings das letzte veröffentlichte Geschäftsjahr mit einem Fehlbetrag von rund minus 4,4 Millionen Euro ab, das Jahr davor mit einem Fehlbetrag von rund minus 3,8 Millionen Euro.
Die Wohnen in Prora war zudem bilanziell überschuldet. Die nicht durch Vermögenseinlagen gedeckten Verlustanteile von Kommanditisten beliefen sich 2016 auf rund minus 9,1 Millionen Euro, im Jahr davor auf rund minus 5,8 Millionen Euro.
Mehrheitskommanditistin ist die 2008 gegründete FORTUNA Vermögensverwaltungs- und Beteiligungs GmbH aus der Hubertusstraße 3 in München, die je zur Hälfte von Iris Hegerich und Kurt Hegerich (86) aus München besessen und geleitet wird.
Die Mehrheits-Kommanditistin konnte der Wohnen in Prora Vermögensverwaltungs GmbH & Co. KG finanziell wohl nicht mehr helfen.
Auch die FORTUNA ist bilanziell überschuldet. Der nicht durch Eigenkapital gedeckte Verlust belief sich 2016 auf rund minus 4,8 Millionen Euro, im Jahr davor auf rund minus 2,6 Millionen Euro.
Eigentlich hätte die Bauabnahme für die zu 90 Prozent verkauften Wohnungen laut Plan schon vor 2 Jahren erfolgen sollen.
Aber die Bauzeit habe sich viel länger hingezogen als geplant. Auf nunmehr vier Jahre. Damit verbunden waren Mehrkosten.
Iris Hegerich sagte der Ostseezeitung:
Zum Beispiel mussten wir die Liegehäuser des denkmalgeschützten Ensembles abreißen. Die behördlichen Auflagen zum Wiederaufbau haben sehr lange gedauert. Nur so konnte sichergestellt werden, dass die Käufer ihren Anspruch auf Denkmal-Abschreibung nicht verlieren.
Bei der Denkmalabschreibung können die Käufer der fremdvermieteten Eigentumswohnungen 100 Prozent des Gesamtkaufpreises zwölf Jahre lang von der Steuer absetzen.
Aber ohne Bauabnahme gibt es keine Steuerabschreibung, obwohl sie von IRISGERD garantiert wurde.
Auf der Besichtigungstermin-Buchungsseite für die Wohungen Neues Prora Myhome-Irisgerd.de ist immer noch von “80 % Denkmalschutz garantierter Sonder AfA als Kapitalanlage auf Rügen mit Finanzierungsoption” die Rede.
Es gibt einige Käufer, die bereits Geld eingezahlt haben, aber noch nicht die offiziellen Eigentümer sind. Sie fühlen sich von Iris Hegerich geprellt und haben zumindest in einem Fall mit Gewalt gedroht, wenn das Geld weg sei.