Der europäische Marktführer im Druck von Briefumschlägen (20 Milliarden Kuverts jährlich), Mayer-Kuvert-network GmbH aus Heilbronn, konnte vor vier Jahren seinen Bilanzgewinn um rund 1,5 Millionen Euro auf 22,5 Millionen Euro (2008) steigern, obwohl damals das Umlaufvermögen um eine halbe Million Euro auf rund 3,8 Millionen Euro (2008) gesunken ist.
In der jüngsten veröffentlichten Bilanz für das Jahr 2012 ist der Bilanzgewinn bei sinkendem Umlaufvermögen ebenfalls gesunken (von rund 12,5 auf rund 12 Millionen Euro bei einem um 900.000 Euro auf 15,8 Millionen Euro gesunkenen Bilanzgewinn).
War die Steigerung des Bilanzgewinns bei sinkendem Umlaufvermögen im Jahr 2008 ein Wunder?
Nach einer im September 2010 eingeleiteten und nun abgeschlossenen Untersuchung der EU-Wettbewerbskommission in Brüssel eher nicht.
Die Kommission gab heute bekannt, dass sich Mayer-Kuvert-network GmbH von Ende 2003 bis April 2008 mit vier Konkurrenten bei den Preisen und bei der Ausschreibung von Großhändlern kartellmäßig abgesprochen hätte.
Dafür kann die EU-Wettbewerbskommission nach einer Richtlinie aus dem Jahr 2006 saftige Bußgelder verhängen. Diese können bis zur Hälfte verringert werden, je nachdem wie sich die Unternehmen als Kronzeugen einbringen. Zeigen sich die Unternehmen darüber hinaus kooperativ, sich mit der EU-Wettbewerbskommission einigen zu wollen, gibt es einen weiteren Rabatt von 10 Prozent auf die Kartellstrafe.
Die neue EU-Wettbewerbskommissarin Margarethe Vestager (46) aus Dänemark von der sozialliberalen Partei Det Radikale Venstre zeigte sich von dem “Nordic Swan”, dem skandinavischen Ökolabel, das der Heilbronner Briefumschlag-Hersteller Mayer-Kuvert ganz frisch für seine deutschen Produktionsstandorte in Heilbronn, Kirchheim/Teck, Düren und Torgau erlangte, wenig beeindruckt.
Die EU-Kommissarin gab Mayer-Kuvert wegen mangelnder Aufklärungshilfe nur 10 Prozent Kronzeugenrabatt sowie 10 Prozent Kooperationsrabatt und verhängte eine Geldbuße von knapp 5 Millionen Euro, um genau zu sein: 4,996 Millionen Euro.