Nachdem die börsennotierte Firmenanleihe ein Ladenhüter wurde, will die Veganz Group AG nun außerbörslich Aktien als Private Placement verkaufen.
Nach eigenen Angaben in ihrem luxemburger Anleihe-Verkaufsprospekt vom Dezember 2019 befindet sich das vegange Lebensmittel-Unternehmen aus Berlin Friedrichshain Veganz in einer Ertrags- und Finanzkrise.
Eine 10 Millionen Euro schwere Veganz-Anleihe sollte Abhilfe schaffen. Sie wurde im Februar 2020 in den Open Market der Frankfurter Börse in den Handel gebracht.
Die nicht besicherte Anleihe 2020/2025 (ISIN DE000A254NF5) hat eine Laufzeit von fünf Jahren und soll mit 7,5 Prozent pro Jahr verzinst werden. Anleger können die Anleihe ab 1.000 Euro zeichnen.
Doch obwohl Veganz Anfang Februar 2020 die Zeichnungsfrist verlängerte, lag der Emissionserlös nur bei 2,7 Millionen Euro. Veganz zufolge zeichneten ungefähr 630 Investoren, vor allem Privatanleger, die Anleihe.
Geld reicht hinten und vorne nicht.
Zum 30. November 2019 beliefen sich die Verbindlichkeiten der Veganz Group AG laut Prospekt auf zirka 15,5 Millionen Euro. Davon hatten 11,76 Millionen Euro eine Restlaufzeit bis zu einem Jahr.
2019 wurde die Veganz GmbH zur Veganz Group AG. Die GmbH brachte im September 2019 einen nicht durch Eigenkapital gedeckten Fehlbetrag von minus 7,3 Millionen Euro ein. Laut Gutachter belief sich der Markenwert der Marke Veganz auf 14,2 Millionen Euro. Seit 2015 hat Veganz an die 160 Artikel entwickelt. Von Süßwaren und Snacks sowie pflanzlichen Proteinen, über vegane Fleisch-, Fisch- und Käsealternativen bis hin zur Pizza.
Seit 2018 ist Vaganz unter der Eigenmarke Veganz im Handel vertreten, sind inzwischen die aktuell 120 Produkte der Marke Veganz international in 28 Ländern in über 18.000 Märkten des Lebensmitteleinzelhandels und des Discounts erhältlich.
Dieses Unternehmen arbeitet unter anderem mit Rewe, Edeka, dm, Rossmann, Lidl, Aldi, Globus, Kaufland, Müller, Spar Österreich und Slowenien, Sonae MC in Portugal, Planet Organic und Wholefoods in Großbritannien sowie Coop in der Schweiz zusammen.
Das bilanzielle Eigenkapital der Veganz Group AG wies zum Verschmelzungsstichtag 1. April 2019 einen Wert von zirka 4,4 Millionen Euro aus. Zum Dezember 2019 sank das Eigenkapital allerdings auf rund 192.00 Euro ab und der Jahresfehlbetrag wuchs auf rund minus 4,2 Millionen Euro.
Die Veganz Group AG wollte mit der erträumten 10-Millionen-Anleihe folgende Aufgaben stemmen:
► Ablöse von Lieferantenverbindlichkeiten (zirka 2,9 Millionen Euro)
► Verstärkung der Flächenpräsenz durch Außendienstmitarbeiter (zirka 1,5 Millionen Euro)
► Zusätzliche Marketing-Maßnahmen, unter anderem TV-Kampagne (zirka 1,7 Millionen Euro)
► Investitionen in Produktentwicklung und -management (zirka 1,25 Millionen Euro)
► Ablösung eines höher verzinsten Bankdarlehens (1,5 Millionen Euro) und Rückzahlung kurzfristiger Gesellschafter-Darlehen (350.000 Euro).
Die Wirtschaftlich Hauptberechtigten der Veganz Group AG sind mit jeweils 33,4 Prozent Georg Schumacher aus Andechs und Thomas Lotz aus München.
Weil der erste Finanzierungsversuch nicht gelang, startete der vegane Vollsortimentanbieter am 24. März 2021 eine neue und börsenfreie Finanzierungsrunde.
Die Veganz Group AG hat eine Kapitalerhöhung gegen Bareinlagen beschlossen. Bis 24. Mai 2021 will das Unternehmen bis zu 118.518 neue, stimmrechtslose und nicht börsennotierte Vorzugsaktien ausgeben.
Veganz bietet die neuen Aktien zum Ausgabepreis von 67,50 Euro und einer Vorzugsdividende von 0,10 Euro je Aktie an. Mit dem Erlös aus der Kapitalerhöhung möchte das Unternehmen den weiteren Auf- und Ausbau seines Geschäftsbetriebs finanzieren.
Bereits 2017 hatte sich Veganz vom eigenen Filialgeschäft (jetzt nur noch drei Beteiligungen an Lebensmittelmärkten in Berlin Friedrichshein, Kreuzberg und Prenzlauer Berg) getrennt. 2011 in Berlin gegründet, wurde Veganz als erste vegane Supermarktkette Europas bekannt. Nun sank die Mitarbeiterzahl von einst mehr als 131 zum Ende 2019 auf 54 festangestellte Mitarbeiter und zehn temporär angestellte Mitarbeiter (unter anderem Werkstudenten und Praktikanten).
Als Verbesserung der operativen Ertragssituation könnte laut Anleihe-Prospekt bei einem Wiedereinsetzen des Umsatzrückgangs nicht nachhaltig sein. Das könnte laut Prospekt zu einer Verschlechterung der Liquiditätssituation und damit zu einer ernsthaften Bestandsgefährdung der Emittentin bis hin zur Insolvenz führen. Dies könnte laut Prospekt den Totalverlust der von Anlegern investierten Gelder zur Folge haben.
ECOreporter raten defensiven Anlegerinnen und Anlegern bis auf Weiteres von einem Einstieg in die Aktie ab. Nun denn…