Solange es menschelt, braucht man Büros”, sagte Thomas Olek (52), Großaktionär und Senior-Advisor des börsennotierten Frankfurter Bürounternehmens publity AG schon kurz nach Ausbruch der Corona -Pandemie den Schweizer SCOREDEX News.
Die neueste Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln e.V. (IW), die am 5. Februar 2021 veröffentlicht wurde, gibt ihm Recht.
Derzeit erledigen viele Beschäftigte ihre Arbeit wegen Corona im Homeoffice. Nach den Vorstellungen der Arbeitgeber soll das aber nicht so bleiben.
Laut der Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft unter mehr als 1.200 Firmen im vierten Quartal 2020 haben zwei Drittel nicht vor, ihren Beschäftigten nach der Coronakrise mehr Homeoffice als vor der Krise zu ermöglichen. Das Gros der Mitarbeiter solle wieder in die Büros zurückkehren.
IW-Immobilienexperter Professor Dr. Michael Voigtländer, Leiter des Kompetenzfelds Finanz- und Immobilienmärkte:
Büromieten und -preise haben früher sehr sensitiv auf Krisen reagiert.
Jetzt zeigt sich der Büromarkt äußerst stabil.
Verschiedene Immobilienmarkt-Player hatten das vorausgesagt.
Ob der Büroanbieter publity AG aus dem Frankfurter Opernturm oder Makler Savills aus dem Berliner Zoofenster oder die DekaBank, das Wertpapierhaus der Sparkassen-Finanzgruppe, aus dem Frankfurter Trianon-Wolkenkratzer – sie alle haben schon nach der ersten Corona-Welle im letzten Jahr beobachtet und festgestellt:
Büros sind gegenüber Homeoffice unverzichtbar.
Dafür haben sie drei Hauptgründe ausgemacht:
► Wohlfühlfaktor mit Kollegen,
► Erfolgsfaktor Kommunikation und
► Sicherheit zum Beispiel vor Spionage und Hackern.
Die aktuelle Vermietungs-Praxis beweist, dass Trend und These stimmen:
So gab beispielsweise Asset Manager publity am 20. Januar 2021 bekannt, dass eine hessische Landesbehörde die Mietfläche für ihre Mitarbeiter enorm erweitert:
Der Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen (LBIH) will jetzt den gesamten Turm haben und hat seinen Vertrag im Bürogebäude “MC 30” im Mertonviertel in Frankfurt am Main von zuvor rund 6.800 Quadratmeter auf rund 24.000 Quadratmeter Gesamtmietfläche erweitert und langfristig verlängert.
Das Objekt, das sich in attraktiver Büro- und Wohnlage der Bankenmetropole Frankfurt befindet, ist durch den neuen Vertragsabschluss zu 100% vermietet.
Viele Unternehmensbosse wollen folgen.
Anstatt Flächen loszuwerden, wollen der Umfrage zufolge knapp 17 Prozent der befragten Firmen ihre Büros umbauen.
Sie wollten etwa Gruppenbüros auflösen oder mehr Platz für Kommunikation und Austausch schaffen, erläuterte das IW.
Vor allem größere Unternehmen haben für den Umbau demnach schon konkrete Pläne.
publiy AG Senior Advisor Olek sieht dafür eine gesundheitliche Notwendigkeit:
Dem Berliner Magazin Capital sagte Olek am 11. Mai 2020, bezogen auf sein Segment:
In Zukunft werden Unternehmen bei der Flächensuche Ansteckungseffekte zusätzlich berücksichtigen.
Corona ist das Ende des Großraumbüros.
Ansteckungssichere Büros haben aber einen deutlich höheren Flächenbedarf pro Mitarbeiter.
Der Büromarkt-Profi zieht folgendes Fazit: Homeoffice ersetze kein Büro (außer für wenige Singles)
Olek:
Der unfreiwillige Homeoffice-Großversuch während der Pandemie trägt eher zur Ernüchterung bei.
Solange es menschelt, braucht man Büros.
Der eigene Schreibtisch wiegt beim Kampf um Talente über Loyalitätsgewinne die Mietkostenvorteile von Homeoffice-Regelungen weit auf.
Außerdem leidet das Betriebsklima. Projektmitarbeiter mit vollem Druck werden im Ton gegenüber den angenommen “Däumchendrehern” im Homeoffice schärfer werden.
In Familien besteht beim Homeoffice ein Effizienzrisiko.
Nur ein paar Singles würden sich tatsächlich, im Homeoffice in Ruhe effizient arbeiten zu können. Das Gros der Mitarbeiter wohl nicht.
Übrigens kam das Institut der deutschen Wirtschaft in einer weiteren Studie, die am 20. Januar 2021 veröffentlicht wurde, bezüglich von Gewerbemieten zu dem Ergebnis:
Büromieten sind auch 2020 weiter gestiegen.
Besonders stark ausprägt waren laut Studie die Zuwächse 2020 im Vergleich zum Vorjahr bei den Büromieten in Dresden (+10 Prozent) und Leipzig (+8 Prozent), gefolgt von Köln (+6 Prozent). Die Zuwächse an den anderen neun untersuchten Bürostandorten Frankfurt, Essen, Düsseldorf, Stuttgart, München, Hamburg, Hannover, Berlin und Dortmund lagen jedoch auch bei etwa 3 bis 4 Prozent.
Für die Zeit nach Corona geben Professor Voigtländer und sein IW-Kollege Dr. Christian Oberst, Senior Economist für Wohnungspolitik und Immobilienökonomik, folgenden Ausblick:
Entscheidend für die Eigentümer wird es sein, die Nutzbarkeit der Immobilien bei der fortschreitenden Digitalisierung unter Beweis zu stellen.
Im Büromarkt wird es darum gehen, den Nutzern Arbeitswelten zu bieten, die die Potenziale der Digitalisierung – etwa für das Arbeiten von zu Hause – mit den Anforderungen an den persönlichen Austausch zu verbinden.
Büros werden daher insgesamt flexibler gestaltet sein und mehr Kommunikationsflächen bieten müssen.
Der Büroimmobilienmarkt ist bislang gut durch die Krise gekommen, ein Einbruch wie in vergangenen Wirtschaftskrisen blieb aus. Die beiden neuen IW-Studien zeigen, dass es trotz zunehmender Verbreitung des mobilen Arbeitens auch in diesem Jahr keinen Nachfrageeinbruch bei Büros geben wird, so die Forscher.