Internet war gestern. Blockchain ist heute. Und Anleger können dabei selbst zu Blockchain-Entwicklern werden und dabei noch viel mehr Geld verdienen als mit Internetwerbung.
Klingt gut oder?
Die einstigen 3.000-Euro-Lizenzen für Internetshops, die am Ende nicht die versprochenen 200 bis 300 Euro Werbe- und Cash-Back-Einnahmen im Monat einbrachten, sondern höchsten 8 Euro, sind out, nachdem Richter sich auf die Seite der Geschädigten stellten.

So kam es beispielsweise auch zum Ende von Maxx Konzept.
Wegen arglister Täuschung hat das Landgericht Koblenz am 1. März 2016 den Augsburger Lizenzvermittler Markus Bratschko (38) von der kurz darauf invsolventen Maxx Konzept GmbH und den Lizenzgeber Stefan Motzo (44) aus Feldkirchen von der Internet- und Software-Schmiede World Style Media GmbH & Co. KG aus Grasbrunn bei München zur Rückzahlung und Schadensersatz (eingesetztes Geld zuzüglich Zinsen) an einen Lizenzkäufer verurteilt (Aktenzeichen: A 3 O 4/15).
Wie ein Informant dem Finanznachrichtendienst GoMoPa.net berichtete, soll dieselbe buntgewürfelte Truppe von Empfehlungsmarketing-Profis, auch als MLM Multi-Level-Marketing oder Provisionspyramide bekannt, die aus der Schweiz heraus die Internetportal-Lizenzen befeuert hatten, nun auf Blockchain umgeschwenkt sein:
Natürlich haben die Schweizer Promotoren mit grosser Wahrscheinlichkeit wieder einen neuen Weg gefunden, um die Leute reich zu machen.
Vielleicht irre ich mich dieses Mal. Allein mir fehlt der Glaube…
Der neue Weg heißt: Eine Blockchain-Community gründen.
50.000 US-Dollar zahlen Gründungsmitglieder für eine Beteiligung an einem Blockchain-Betriebssystem mit dem Namen Infinity Economics. Das ist keine Firma, sondern ein dezentrales digitales Baukastensystem, das immer weiter entwickelt wird.
Es gehört der Community, die rasant wachsen soll. Sie hat eine eigene Währung namens XIN. Damit soll die Community unabhängig von anderen Banken werden, eine eigene Altersversorgung aufbauen, ein eigenes Crowdfunding organisieren und anonyme Überweisungen ermöglichen.
Neben den Anteilen an diesem digitalen Baukasten haben die Intitiatoren auch noch eine WGC Limited auf Curacao gegründet. CEO ist der Holländer Daan van Koelen, der auf Curacao lebt.
WGC steht für We go crypto. Und meint eine Software, an deren Vermarktung sich ebenfalls Privatinvestoren beteiligen können. Wie man hört, soll es sich um ein vollautomatisches Programm für Arbitragegeschäfte handeln. Also um eine ohne Risiko vorgenommene Ausnutzung von Kurs-, Zins- oder Preisunterschieden zum selben Zeitpunkt an verschiedenen Orten zum Zwecke der Gewinnmitnahme.
Im Forum Bitcointalk.org werden Arbitrage für den XIN als unrealistisch bewertet.
Ein Diskutant warnte am 26. Januar 2018:
Selbst wenn eine Funktionalität da wäre, die Arbitragegeschäfte erkennen und durchführen könnte (wovon ich nicht ausgehe, dafür wäre eine Menge Know How und Entwicklungsaufwand nötig, das investiert man dann doch besser in schicke Youtube Werbevideos), würden tausende MLM-Teilnehmer unter Umständen in ein und dasselbe Geschäft konkurrieren.
Wie ist dann die Chance, das tatsächlich abschließen zu können? Arbitragehandel lebt davon, dass es eben nicht jeder macht, sonst ist es kein Geschäft mehr.
Mal abgesehen davon, dass beide Währungen des Handelspärchens natürlich auf allen betrachteten Börsen liegen müssten, um das Geschäft SOFORT abschließen zu können, man kann nicht erst anfangen, Währungen oder Coins zu den Börsen zu transferieren, wenn man es entdeckt hat; das Geschäft kann schon Millisekunden nach Entdecken Geschichte sein.
Ziemlich teure Sache, wenn man an zehn oder zwanzig Börsen jeweils genug Kapital in beiden Währungen liegen haben muss, um bei 0,3 Prozent Marge aus einem Treffer noch nennenswert was zu verdienen.
Und wenn nur eine Seite des Deals klappt, weil sich auf der anderen Seite jemand doch noch schneller die offene Position geholt hat, kanns auch mal teuer werden und vorherige Gewinne wieder auffressen…
Je mehr Teilnehmer mitspielen, desto kleiner wird das Zeitfenster und desto geringer die Differenzen zwischen den Märkten. Ich zweifle stark, dass über diese Punkte aufgeklärt wird, aber es geht ja um das weitere Ausschlachten der vormals aufgebauten MLM-Struktur, die sowieso schon aus eher leichtgläubigen Menschen besteht, das wird wohl wieder funktionieren…
Arbitragehandel wird von den Keulern als sichere Sache verkauft, was überhaupt nicht zutrifft, das Gegenteil ist der Fall.
Wohl um Ärger mit Finanzmarktaufsichten zu vermeiden, betont die WGC Limited, dass es sich bei We go crypto ausdrücklich um keine zinsenerwirtschaftende Kapitalanlage handelt, sondern um einen Anteilskauf an einer Software.
Der Verkauf der Software soll im Mai 2018 starten.
Der Launch der Infinity Economics war bereits im letzten Jahr am 17. Januar 2017.
In der Vorlaunch-Phase hieß Infinity Economics zunächst noch MyCryptoWorld. Die zu schaffende Kryptowährung trug den Namen MCC, ausgeschrieben MyCryptoCoin.
Die MCW-Gründer bekamen für ihre 50.000 Dollar 750.000 Tokkens gutgeschrieben. Bis zum Launch sollte sich diese Tokkens-Zahl zwei Mal verdoppeln, ehe sie dann in MCCs oder dann in den Nachfolger XIN umgetauscht werden sollte.
Schon im Juni 2017 gab es nach Angaben der Initiatoren 9 Milliarden XINs von 28.000 Ivestoren, die 40.000 Wallets (Accounts) auf der Community-Finanzplattform Infinity Economics eröffnet hatten. Der Kurs XIN zu Euro wurde am 1. Juli 2017 mit 10 Cent für einen XIN angegeben. Durch internen Handel innerhalb der Community mit XIN sei sogar der Eindruck erweckt worden, der XIN stünde schon bei 28 Euro.
Das Problem: Die Gründungsinvestoren sitzen nun nach mehr als einem Jahr auf einem großen Haufen von XINs, die außerhalb der Community Infinity Economics kaum bekannt sind. Und die bislang an keiner der vielen Kryptowährungen gehandelt werden konnten.