Auch wenn die Staatsanwaltschaft Magdeburg im Oktober 2018 das Betrugsermittlungs-Verfahren gegen den Immobilienprojekt-Entwickler GPV – Gesellschaft für Planung und Vermessung mbH mit Büros in Berlin, Leipzig, Benediktbeuern und Verwaltungssitz in Nürnberg und ihren Geschäftsführer Martin Procher einstellte – der Ärger der Privatanleger bleibt.
Und nicht nur im aktuellen Fall um das geplatzte 10-Millionen-Euro-Projekt Z19 Stadthaus Plus im sachsen-anhaltinischen Bernburg in der Magdeburger Börde, sondern auch im Fall der Vermögensanlage M1 VV Festzins des Investors Rechtsanwalt Andre Rissel von der M1 Management und Beteiligungs GmbH aus Leipzig, wie wir noch sehen werden.
Aktuell baut die GPV Gruppe beispielsweise 114 Studentenwohnungen in der Fußgängerzone am Marktplatz in Halle.
Doch zunächst das nie gebaute Z19 Stadthaus Plus der GPV mbH
Als am 7. Dezember 2016 die Abrissbirne gegen das einstige Pflegeheim Rosenblick in der Zepziger Straße 19 in Bernburg in Sachsen-Anhalt schlug, schien die Welt für die Anleger und den Projektentwickler GPV noch in Ordnung.
Geschäftsführer Procher und sein Technikchef Diplomingenieur Michael Wawra träumten in den leeren Räumen des Heims vor laufender Youtube-Kamera von 45 neuen Eigentumswohnungen mit Fußbodenheizungen und Einbauküchen in einem künftigen vierstöckigen Mehrgenerationshaus Z19 Stadthaus Plus, die sie zu Quadratmeterpreisen von 2.500 Euro verkaufen könnten.
Vom Arbeiter Samariter Bund aus Leipzig hatten sie schon die Zusage, dass der ASB dort eine Pflegesozialstation unterhalten wird. Eine Arztpraxis und vier Ladengeschäfte im Erdgeschoss waren auch vorgesehen.
Baubeginn des 10 Millionen Euro Projekts sollte anfang 2017 sein. Einzug im Juli 2018.
Außer einem Erdaushub zu Beginn des Jahres 2017 fand bis heute kein Baubeginn fand statt. Mitten im Herzen Bernburgs prankt bislang eine verwaiste Baugrube.
Seit fast zwei Jahren streitet sich nun eine Bernburger Abrissfirma mit dem in London und einem Stammkapital von 100 britischen Pfund (etwa 112 Euro) gegründeten Bauträger GPV Property Development Limited mit Niederlassung Deutschland im Mondscheinweg 5 im oberbayerischen Benediktbeuern und ihrem Geschäftsführer Martin Procher um offenen Rechnungsposten in sechsstelliger Höhe, wie die Mitteleutsche Zeitung am 4. Oktober 2018 berichtete. Auch ein kleiner Handwerksbetrieb soll auf offenen Rechnungen sitzen geblieben sein.
Seit Juli 2018 warten außerdem 500 Crowdinvesting-Anleger vergeblich auf die versprochene halbjährliche Auszahlung ihrer Zinsen von 7 Prozent pro Jahr für ein Nachrangdarlehen in Höhe von 437.590 Euro, das sie vor zwei Jahren über die Berliner Crowdinvesting-Plattform Bergfuerst.com einzahlten.
Doch neben den Handwerkern steht vor den Crowd-Investoren noch ein anderer Gläubiger, ein Investor, der der GPV eine Mezzanine-Finanzierung von 300.000 Euro gegeben hatte.
Die GPV selbst hatte 100.000 Euro an Eigenmitteln für das Projekt Z19 Stadthaus Plus in Bernburg aufgebracht.
Der ganze finanzielle Erfolg des Projekts fußte auf einem Vorabverkauf der Eigentumswohnungen und auf einer anteiligen Kaufpreiszahlung auf die noch zu bauenden Wohnungen in Höhe von insgesamt 7,115 Millionen Euro.
Doch das Konzept platzte.
Für die 45 geplanten Luxuseigentumswohnungen in Bernburg 45 Kilometer südlich von Magdeburg und 40 Kilometer nördlich von Halle (Saale) fanden sich nur Käufer für drei Wohnungen.
Und eine Kaufpartei, das Ehepaar Horst und Elisabeth Neubauer, ging zur Polizei und machte eine Strafanzeige, als die GPV nicht baute und nach anderhalb Jahren auch nicht die Kaufpreisanzahlung zurückzahlte.
Das Ehepaar Neubauer hatte vereinbarungsgemäß bei Beginn der Erdarbeiten im Februar 2017 den ersten Abschlag in Höhe 42.000 Euro gezahlt. Auch die beiden anderen Parteien sollen Abschläge in fünfstelliger Höhe gezahlt haben. Danach tat sich nichts mehr.
“Die Polizei hat ihre Ermittlungen nach der Strafanzeige abgeschlossen und die Akte am 12. September 2018 an die Staatsanwaltschaft in Magdeburg übergeben”, teilte Bernburgs Reviersprecher Marco Kopitz mit. Die Magdeburger Staatsanwaltschaft hat das von der Polizei eingeleitete Ermittlungsverfahren im Oktober 2018 mangels hinreichendem Tatverdacht eingestellt.