Nach drei Jahren hat Edwin Eichler, der frühere ThyssenKrupp-Vorstand, genug von den neuerlichen Finanzkapriolen des deutschen Wunderkindes Lars Windhorst (40).
Eichler verließ am 10. April 2017 seinen Aufsichtsratsposten bei der Berliner Beteiligungsgesellschaft Ichor Coal N.V., mit der Windhorst nach zwei Pleiten (2004 Windhorst AG, 2009 Vatas Holding GmbH) im Oktober 2011 einen dritten Neuanfang wagte.
Windhorst registrierte die Ichor Coal N.V. am Sitz seiner nicht von der Pleite betroffenen Mutter-Firma Sapinda Holding am Flughafen Amsterdam Schiphol und brachte die Ichor Coal N.V. mit Hilfe der Berliner quirin bank an die Berliner Börse.
Dort werden die Aktien allerdings schon lange nicht mehr gehandelt. Sie wurden in den High Risk Market, einer Spezialnische im Freiverkehr der Hamburger Börse, verbannt, wo sie inzwischen zu einem Pennystock verkommen sind. Kosteten sie 2014 noch 5,17 Euro, sind sie heute für 25 Cent pro Stück zu haben.
Seit einem Jahr wurde allerdings nicht eine einzige Aktie mehr verkauft. In den letzten drei Jahren wurden 1.500 Aktien für 7.273,50 Euro umgesetzt. Die Käufer machten einen Verlust von 94,85 Prozent.
Was ging trotz der Aufsicht von Edwin Eichler schief?
Zunächst wusste Windhorst wohl nicht so recht, was er eigentlich wollte. Zunächst wollte er Kohle auf der ganzen Welt abbauen und kaufte im Dezember 2011 die Aktienmehrheit an dem Berliner Kohlehändler HMS Bergbau AG. Dessen Gründer Heinz Schernikau wurde Ichor Coal Chef. Der Kohlehandel sollte um eigene Minen in Asien, Südafrika und Polen ergänzt werden.
Zwei Jahre später Kommando zurück. Im Dezember 2013 wurden die Anteile am Kohlehändler HMS Bergbau AG und Anteile an zwei polnischen Minen wieder losgeschlagen und sich auf drei Beteiligungen an südafrikanischen Kohle-Bergbaufirmen konzentriert.
Die Wahl auf Südafrika könnte auch mit einer alten Seilschaft aus der Vatas Holding GmbH-Pleite zusammenhängen. Gesellschafter von Vatas, die sich unter anderem mit hochvolatilen Aktien verzockt hatte, war die in London ansässige Sapinda International Limited des Südafrikaners Robert Hersov. Der ist Erbe von Südafrikas AngeloVaal Bergbau-Imperium.
Aber warum brachten Hersov und andere prominente Unterstützer der Sapinda-Gruppe wie etwa Berater Roland Berger, Air Berlin Gründer Joachim Hunold, Banker Seok Ki Kim oder der italienische La Perla Dessous-Milliardär Silvio Scaglia kein Glück? Auch Eyal Ofer, der reichste Mann Israels, investierte in die Sapinda-Gruppe. Institutionelle Vermögensverwalter wie BlueBay, Fidelity und Assicurazioni Generali SpA investierten in seine neuen Beteiligungen oder kauften Anleihen, mit denen das Wachstum von Sapinda und deren Beteiligungen finanziert wurde, wie aus Daten hervorgeht, die Bloomberg zusammengestellt hat.