Die Anleger des Schiffsfonds HCI Shipping Select 26 haben mit großer Mehrheit für eine Sonderprüfung der Betriebskosten gestimmt – unter anderem wegen Kostenabweichungen in zweistelliger Millionenhöhe. Doch das (Beschluss Landgericht Hamburg – Zivilkammer 24 vom 15. April 2015).
Link zum Xing-Profil von Kai Dührkop mit Bild.
Obwohl 60 Prozent des Anlagekapitals des Schiffsfonds HCI Shipping Select 26 für eine Sonderprüfung der Betriebskosten gestimmt haben, lehnen sowohl der Fonds-Geschäftsführer Christian Büttner (63) aus Reinbek, als auch der Geschäftsführer der HCI Treuhand Kai Dührkop (46) aus Ratzeburg dies ab.
HCI Capital und HCI Treuhand machen rechtliche Gründe geltend. Doch unserer Redaktion zugespielte Informationen verweisen auf Kostenabweichungen gegenüber den ursprünglichen Kalkulationen in Höhe von über 20 Millionen Dollar.
Der 2008 aufgelegte Dachschiffsfonds HCI Shipping Select 26 hat nicht direkt in konkrete Schiffe investiert. Stattdessen flossen die Gelder der rund 1.900 Anleger in Höhe von insgesamt 65 Millionen Euro in acht andere Schiffsfonds mit je einem Schiff.
Vier der Schiffe mussten bereits Insolvenz anmelden, obwohl sie mit dem Baujahr 2009 noch recht neu waren. Dies waren die Produkten- und Chemikalientanker Hellespont Centurion, Hellespont Challenger, Hellespont Charger und Hellespont Chieftain. Doch die Banken zogen im Jahr 2012 den Stecker.
Daneben gibt es die vier Plattformversorger Hellespont Daring, Hellespont Dawn, Hellespont Defiance und Hellespont Drive. Im Jahr 2012 haben Anleger den Verkauf der Schiffe beantragt, um Gewinne zu realisieren und den Schaden zu minimieren. Damals war der Markt noch gesund.
Vorwürfe gegen die Reederei Hellespont
Doch die Reederei, die griechische Hellespont-Gruppe, verdient am Weiterbetrieb der vier Schiffe und nicht an einem Verkauf. Hellespont hatte für die Schiffe einen langjährigen Subchartervertrag mit der japanischen Reederei Sanko Line, mit der sie geschäftlich eng verbunden ist. Ohne diesen Chartervertrag hätte man einen deutlich besseren Preis erzielen können.
Doch Phrixos B. Papachristidis, der Chef der Hellespont-Gruppe, stellte die Schiffe nicht charterfrei, sondern kam mit einem eigenen Vorschlag. Danach kaufte er für 1,8 Millionen Dollar eine exklusive Verkaufsoption für die vier Schiffe. Der Preis hätte in Höhe von 26 Millionen Dollar gelegen. Und auf einmal wurden die Schiffe dann doch charterfrei.
Dadurch hätte Papachristidis die Schiffe nun für 26 Millionen Dollar kaufen und für rund 30 Millionen Dollar verkaufen können. Doch aufgrund der exzellenten Marktlage vercharterte Papachristidis die Schiffe weiter. Über die Subcharterverträge konnte er mit Sicherheit ein Vielfaches der 1,8 Millionen Dollar, die er an HCI Shipping Select 26 gezahlt hatte, schnell wieder einnehmen.
Massive Abweichungen bei den Schiffsbetriebskosten
Die Schiffsbetriebskosten der vier Schiffe lagen mit über 6.000 Dollar von Anfang deutlich über den Kalkulationen von 4.500 Dollar. Wurden die Betriebskosten bewusst zu niedrig kalkuliert, um das Projekt besser platzieren zu können? Oder hatte sich die Marktlage innerhalb kurzer Zeit so stark verändert?
Noch viel größer sind die Abweichungen bei den Werftzeiten. Diese lagen nicht wie der Reederei Hellespont ursprünglich kalkuliert bei 12 Tagen sondern bei zwei Schiffen sogar bei 54 beziehungsweise 55 Tagen. Die Kosten lagen statt bei rund einer Viertelmillion Dollar bei über 1,5 Millionen Dollar pro Schiff, obwohl es sich bei den vier Plattformversorgern nicht um technologisch anspruchsvolle Schiffe handelt. Das entspricht einer Kostenexplosion auf knapp das Sechsfache.
Durch die Neuvercharterung wurde der Verkauf der Schiffe erneut verzögert. Auch im Jahr 2014 konnte die Reederei Hellespont keinen Verkauf abschließen. Daraufhin forderte der Beirat eine Sonderprüfung des Verkaufsprozesses, der Schiffsbetriebskosten und der Werftkosten.
Im vergangenen Jahr wurde Christian Büttner (63) aus Reinbek an die Spitze des Schiffsfonds gesetzt. Büttner ist ein alter HCI-Mann, der sich zwischenzeitlich mit der EEH Elbe EmissionsHaus GmbH & Co. KG selbstständig gemacht hatte. Doch das Emissionshaus mit Sitz in Hamburg ging 2013 in die Insolvenz. Denn Büttner hatte Platzierungsgarantien gegeben, die dann aufgrund der Marktlage nicht eingehalten werden konnten.