Das Königreich Sukhotai im Norden Thailands hat nur 300 Jahre existiert. Es ging im Jahr 1438 unter. Seine Ruinen zählen zum Weltkulturerbe.
Doch sein größter Goldschatz hat überlebt. Ein in Feingold gegossener sitzender Buddha. Drei Meter hoch und 5,5 Tonnen schwer. Der größte Massivgold-Buddha der Welt. Er ist heute im Tempel Wat Traimat in Bangkok ausgestellt. Die Menschen beten zu ihm: Er soll Segen, Frieden und Glück über die ganze Welt bringen. Sein aktueller Gold-Wert: rund 207,14 Millionen Euro.
“Die Währungen kommen und gehen, das Gold aber bleibt bestehen. Auf der ganzen Welt und schon seit vielen Tausend Jahren.” So lautet die Antwort des bayerischen Wissenschaftlers Harald Lesch auf die Frage: Was macht Gold so mächtig?
Der 57-Jährige ist Professor für Physik an der LMU München und Lehrbeauftragter für Naturphilosophie an der Hochschule für Philosophie München. In seiner Wissenschaftsreihe Leschs Kosmos auf ZDFinfo geht der Professor der Macht des Goldes auf den Grund.
Es ist die Angst vor dem Crash. Gold ist selten, unzerstörbar und eine sichere Anlage in unsicheren Zeiten.
Als Zeuge hat sich Lesch den Frankfurter Privatier Rainer Voss (60) an den Interviewtisch einer weiteren ZDF-Sendung Terra X geholt. Voss versteht eine Menge von Geld und Gold.
Voss war 1986 bis 2008 bei mehreren europäischen Investmentbanken, unter anderem bei der Dresdner Bank, später bei der Deutschen Bank in Leitungsfunktionen tätig. Seine Schwerpunkte waren die institutionelle Platzierung und der Handel mit festverzinslichen Wertpapieren.
Auf dem Höhepunkt der Finanzkrise 2008 verließ er mit gerade einmal 48 Jahren die Deutsche Bank. Geld hatte er bis dahin genug verdient, um sich ein weiteres Leben als Privatier zu ermöglichen. Große Öffentlichkeit erzielte er 2013 mit dem Dokumentarfilm “Master of the Universe” von Marc Bauder, der auch in Kinos lief. Darin erzählt Voss aus eigener Anschauung, wie es in der glitzernden Finanzwelt wirklich zugeht.
Professor Lesch fragte den Finanzwelt-Kenner im Jahr 2017: “Was macht denn das Gold so wertvoll, dass wir fast durch die ganze Menschheitsgeschichte, wo wir denn überhaupt Reste von menschlicher Kultur haben, immer wieder auf Gold treffen? Was ist denn das, Gold?”
Die Antworten von Rainer Voss vor zwei Jahren haben an Aktualität nichts eingebüßt.
Voss:
Ich denke, es gibt verschiedene Erklärungen. Das Allererste, und das ist eine sehr menschliche Erklärung: Dass die Berührung und der Anblick von Gold eine sinnliche Erfahrung ist.
Und das andere ist natürlich, dass es ein Material ist, das nicht beliebig vermehrbar ist.
Das ist eine ganz wichtige Eigenschaft, die ein Wertaufbewahrungsmittel, ein Wertspeicher für Menschen haben muss.
Professor Lesch: “Also keine erneuerbare Ressource.”
Rainer Voss:
Ja.
Um einfach mal zu verdeutlichen, wie die Größenordnungen aussehen. Die Weltbestände liegen so bei 170.000 Tonnen Gold. Ich rede jetzt von dem jemals auf der Erde erzeugten Gold.
Und wir haben einen gewissen Bestand an Gold. Der ist, um das mal zu visualisieren, ein Würfel von 23 Meter Kantenlänge. Das ist nicht viel.
Professor Lesch: “Das ist im Laufe der Jahrtausende alles zusammen praktisch aus dem Boden geholt worden.”
Voss:
Exakt. Genau. Und Gold wird ja nicht verbraucht. Die Weltproduktion liegt im Jahr ungefähr bei 3.000 Tonnen. Und die Nachfrage bei 4.000 im Moment.
Das ändert sich und so weiter. Nur, um Größenordnungen zu sagen.
Das heißt, da ist immer eine konkrete unterfütterte Nachfrage, die zu einer gewissen stabilen Preisentwicklung führt.
Professor Lesch: “Ich meine, wenn Gold nutzlos ist. Wieso ist es dann so wertvoll? Wieso wird es durch die Geschichte so sehr geschätzt?”
Voss: