Mehrere Jahre lang galt Mehmet Göker als der erklärte Liebling der Versicherungsbranche. Mit nur 25 Jahren gründete Göker den Versicherungsvertrieb MEG AG, der innerhalb weniger Jahre zum zweitgrößten deutschen Vermittler für Private Krankenversicherung wurde. Nach einer Razzia floh Göker vor Staatsanwaltlichen Ermittlungen und einem internationalen Haftbefehl in die Türkei. Aus Izmir vertreibt er seitdem weiter Versicherungen und arbeitet gleichzeitig an seiner Legendenbildung – mit Kinofilm, einer neuen Dokumentation und einer bisher unveröffentlichten Biographie (Private User finden hier eine 40 Seiten-Leseprobe aus dem Manuskript).
Es ist bereits die zweite Dokumentation, die Klaus Stern über den MEG AG Gründer Mehmet E. Göker gedreht hat. Für “Versicherungsvertreter 2 – Die neuen Geschäfte des Mehmet Göker” hat Stern den einstigen Shooting-Star der Versicherungswirtschaft über 18 Monate begleitet und liefert ein weiteres Mal intime Einblicke in die Welt der Versicherungsverkäufer.
Die Reportage beschreibt den Weg Gökers, seit der Insolvenz der MEG AG im Jahr 2012. Gökers Flucht vor der deutschen Justiz und privaten Schulden im siebenstelligen Bereich führten ihn ins türkische Izmir.
Währenddessen stapelten sich bei deutschen Gerichten die Akten im Fall Mehmet Göker. Alleine die Hauptakte des Verfahrens umfasst 17 Bände, hinzu kommen mehrere Kisten mit Leitz-Ordner, die Gerichte und Staatsanwaltschaften sichten und auswerten mussten.
In einer unveröffentlichten Biographie, die GoMoPa.net vorliegt, beschreibt Mehmet Göker den Untergang der MEG AG aus seiner Sicht:
Die Razzia war mein persönliches Pearl Harbor! Morgens um fünf hinterrücks attackiert, nicht gut! 62 anonyme Anzeigen: Göker macht illegale Geschäfte. Göker hinterzieht Steuern. Göker hat Kontakte zur Unterwelt. […]
Irgendwann wurde dieser Druck einfach immens. Du stehst jeden Morgen auf, jeden Morgen, und weißt: Kleines Geschäft, kleine Sorgen, großes Geschäft, große Sorgen. “Ich muss heute 200.000 Euro verdienen, um plus minus Null zu erreichen”. Und in dieses Dilemma hatte ich mich selbst hineingebracht. Ich wollte nämlich immer wachsen, immer größer werden.
Ich habe irgendwann gemerkt, dass ich keine Kontrolle mehr über diese Firma mit ihren 1.500 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 100 Millionen hatte. Ich war nicht in der Lage, so einen Konzern zu führen. ICH BIN ÜBERFORDERT. ICH SCHAFFE DAS NICHT MEHR. Als wir 400, 500 Leute waren, hatte ich alles im Griff. Aber irgendwann im Jahre 2009 habe ich Fehler gemacht. Und weil ich Fehler gemacht habe, habe ich dann die Kontrolle verloren. Und dadurch haben wir Geld verloren
Obwohl Göker per internationalem Haftbefehl gesucht wird und die großen Versicherer eine Zusammenarbeit mit dem ehemaligen MEG AG Chef ablehnten, tat Göker das, was er gelernt und zur Perfektion getrieben hatte: den Aufbau eines Versicherungsvertriebs.