Die Nachrichten aus Dubai überschlagen sich diese Woche bei der Staatsanwaltschaft Dortmund. Vor mehr als zwei Jahren, hat die Behörde den in die Vereinigten Arabischen Emirate untergetauchten Fondsinitiator Georg Recker (36) aus Hamm in Westfalen wegen des Verdachts auf Kapitalanlagebetrug und wegen verschwundener Anlegergelder in Höhe von 24,8 Millionen Euro zur Festnahme ausgeschrieben.
Das Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden gab daraufhin im Oktober 2008 eine internationale Fahndung mit Haftbefehl heraus. Zunächst ohne Erfolg.
Doch das Auswärtige Amt ließ nicht locker und baute Druck auf. Am Montag dieser Woche (14. Februar 2011) kam nun endlich die erste erlösende Nachricht für die 1.000 Anleger, die dem ehemaligen Finanzamtsmitarbeiter und Diplomfinanzwirt Recker zwischen 2005 und 2006 ihr Geld (ab 10.000 Euro aufwärts mit 12 Prozent Renditeversprechen) für den Bau eines 34stöckigen 1.050-Zimmer-Hotels “Maritim” in einem Vergnügungspark DUBAILAND mitten in der Wüste anvertraut hatten.
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Reckers Vier-Sterne-Hotel in Dubai ist nur eine verwaiste Baugrube
Den Vergnügungspark, den der Bauunternehmer Tatweer noch 2003 als “Disney World des Nahen Ostens” angekündigt hatte, gibt es bis heute nicht, und das Hotel kam nie über das Kellergeschoss hinaus. Der Großinvestor, den Recker als Partner seines “Dubai 1.000 Hotelfonds” präsentierte, die Losna Limited aus der Karibikinsel Commonwealth of Dominic, hat nie die von Recker angekündigten 107 Millionen Euro überwiesen, wie Reckers Anwalt, Ekkehart Eberlein aus München, bestätigte. Die Staatsanwaltschaft konnte bei den Durchsuchungen der Geschäfts- und Privaträume von Recker und seinem Kompagnon Andreas Mautner in Hamm, Stuttgart und Ense bei Soest im März 2008 lediglich 600.000 Euro sicherstellen.
Nun also die erste eilige Meldung aus Dubai, auf die auch gleich noch eine zweite folgte:
Ein Verbindungsmann des BKA meldete es am Valentinsmontag zuerst dem bearbeitenden Polizisten in Dortmund, der gab die Nachricht sofort an den zuständigen Staatsanwalt weiter. Und der Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Dortmund, Staatsanwalt Henner Kruse (38), teilte die Neuigkeit dem Finanznachrichtendienst GoMoPa.net mit:
“Georg Recker wurde von der örtlichen Polizei in Dubai verhaftet. Wir forcieren nun die Auslieferung nach Deutschland. Das geht alles übers Bundeskriminalamt.”
Nachdem kurz darauf bei der Staatsanwaltschaft Dortmund der schriftliche Bericht über die Festnahme von Recker einging, folgte heute ein zweiter Bericht. Zum Inhalt dieser zweiten Meldung sagte Staatsanwalt Kruse heute zu GoMoPa.net:
“Ein Staatsanwalt in Dubai hat Recker nun unter Hausarrest gestellt. Recker musste seinen Reisepass abgeben und darf Dubai nicht verlassen.”
Möglicherweise zeigte der Staatsanwalt in Dubai gegenüber dem mutmaßlichen Millionenbetrüger ein Herz, weil Recker in Dubai eine Familie hat. Recker hat nämlich im Jahre 2006 die Rechtsanwältin und Mittelverwendungskontrolleurin des Fonds, Almut Landmesser, geheiratet, die mit ihm nach Dubai geflüchtet war. Recker hat mit der Komplizin zwei gemeinsame Töchter.
Recker soll für 50.000 Euro Ärzte vermittelt haben
Außerdem hat sich Recker auch ohne sein Hotel Maritim in den letzten zwei Jahren, in denen er Dubai schon nicht mehr verlassen hat, im Wüstenemirat nützlich gemacht. Nach eigenen Angaben führte Recker ein Reiseunternehmen und eine deutschsprachige Zeitschrift mit dem Namen “Dubai Magazin”. Darin schmeichelte er den echten Luxushotels in Dubai.
Darüber hinaus lud Recker interessierte Mediziner aus Deutschland zu einwöchigen Seminaren nach Dubai ein. Teilnehmerpreis: 3.950 Euro, Begleitung: 1.750 Euro. Für 50.000 Euro “Eintrittsgeld”, so das Manager-Magazin, vermittelte Recker angeblich Traumjobs in der künftigen Gesundheitsstadt Dubais mit 350 geplanten Kliniken.
Bei Vorträgen auf der VIP-Tribüne der Formel-1-Strecke Autodrome/Dubailand oder im einzigen Sieben-Sterne-Hotel der Welt, dem Burj Al Arab, macht er den Ärzten den Mund auf ein schönes neues Leben am Persischen Golf wässrig. Dabei präsentierte er sich den Doktoren und Professoren als Spezialist für unternehmerische Betätigungen (angeblich über 100 Firmengründungen in den Vereinigten Arabischen Emiraten) und Experte für den Wohnsitzwechsel von Deutschland nach Dubai.
Zuletzt soll Recker einen Dinosaurierpark betrieben haben
“Vom Glanz und Reibach vergangener Tage ist nicht mehr viel geblieben”, schreibt diese Woche der Westfälische Anzeiger: “Recker versuchte sich zuletzt an einem Einfamilienhaus-Projekt für Einheimische, betrieb einen Dionsaurierpark und versuchte, selbstspielende Plexiglaspianos an Hotels zu verkaufen. Sein Ideenreichtum ist groß.”
Reckers Reisedienst Travel Dubai AG in Hamm, einst eines der Aushängeschilder der Unternehmensgruppe Recker, über die ab 2005 hunderte potenzielle Anleger nach Dubai geflogen worden waren, hat allerdings 2010 seine letzten Fahrten in das Wüstenemirat abgewickelt, für 2011 werden auf der Homepage keine Reisen mehr angeboten, schreibt der Westfälische Anzeiger. Und auch von Reckers Fondsverwaltung im gemeinsamen Büro mit dem Reisedienst in Hamm ist nicht mehr viel übrig. Das Band auf dem Anrufbeantworter ist voll. “Leider können keine weiteren Nachrichten aufgezeichnet werden”, sagt die elektronische Stimme der an der Römerstraße ansässigen Dubai 1.000 Verwaltungs GmbH. Das Büro ist verwaist und zum Monatsende gekündigt.
70 Anleger klagten inzwischen erfolgreich in Dortmund
70 der 1.000 Investoren des Investmentfonds leiteten in Deutschland rechtliche Schritte gegen Recker ein. Die Kläger, die im Dezember 2010 vor dem Landgericht Dortmund auf Schadenersatz geklagt haben, werden von KWAG, einer in Hamburg ansässigen Kanzlei, vertreten. Die Existenz dieser Verfahren wird von Recker geleugnet. Lutz Tiedemann, einer der Anwälte bei KWAG, bestätigte, dass fünf auf Reckers Namen laufende deutsche Konten mit Guthaben von insgesamt rund einer Million Euro eingefroren worden seien. Dann fehlen immer noch 23,8 Millionen Euro.
Laut Westfälischem Anzeiger soll Recker gerüchteweise in einem luxuriösen Appartement in den Jumeirah Beach Residences in Dubai gewohnt haben, aber auch vor engsten Vertrauten wurde die Adresse wie der Gral gehütet. Dass er wegen eines fehlenden Auslieferungsabkommens für die deutschen Ermittler nicht greifbar sein würde, hat sich nunmehr zerschlagen.
Recker war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Sein Münchner Anwalt Ekkehart Eberlein kann bei seinem Mandanten “keinerlei kriminelle Energie erkennen”. Es stünde aber außer Frage, “dass die Erwartungen, die die Investoren und die Initiatoren an das Projekt hatten, bislang nicht erfüllt wurden”.