Schon wieder ist ein von der Bochumer Umweltbank GLS Bank (80.000 Genossenschaftsmitglieder, 280.000 Kunden) angeblich vorab unter die Lupe genommenes Crowdinvesting auf der Schwarmfinanzierungs-Plattform GLS-Crowd.de geplatzt.
Der Berliner Industriebabwasser-Aufbereiter akvola Technologies GmbH hatte 2018 über ein Crowd-Projekt auf der Plattform GLS-Crowd.de/akvola 750.000 Euro eingesammelt.
Die Bank feierte das superschnell eingesammelte Geld in einer Pressemitteilung am 24. Oktober 2018 mit den Worten:
Funding in Rekordzeit: GLS Crowd finanziert Spezialist für Wasseraufbereitung
Bochum, 24.10.2018. Die akvola Technologies GmbH hat auf der GLS Crowd einen Meilenstein gesetzt: Das junge Berliner Tech-Unternehmen hat in knapp fünf Stunden 750.000 Euro eingesammelt.
In Aussicht gestellt waren den Crowd-Anlegern sechs Jahre lang Zinsen von sagenhaften 7 Prozent pro Jahr.
Das Amtsgericht Charlottenburg hat nun zweieinhalb Jahre später am 1. Mai 2021 über die akvola Technologies GmbH aus Tegel (Am Borsigturm 100) das Insolvenzverfahren eröffnet. Zum Insolvenzverwalter wurde Philipp Grauer aus Berlin Mitte bestellt. Die Gläubigerversammlung ist für den 10. Juni 2021 angesetzt, Aktenzeichen: 36a IN 343/21.
Laut dem aktuellen Crowd-Projekt-Report brach der Umsatz des Unternehmens im zweiten Halbjahr 2020 konjunkturbedingt um 36 Prozent zum Vorjahr ein. Da zudem eine vorgesehene Finanzierungsrunde nicht abgeschlossen werden konnte, musste akvola bereits am 22. Januar 2021 Insolvenz beantragen.
Ein Schuldenschnitt sei “kaum zu vermeiden”, heißt es im Crowd-Projekt-Report. Eine Anfrage von ECOreporter zum aktuellen Stand der Dinge hat akvola nicht beantwortet.
Anlegerinnen und Anleger haben akvola Nachrangdarlehen mit qualifiziertem Rangrücktritt gewährt. Das heißt: Im Falle einer Insolvenz werden zuerst die Ansprüche anderer, nicht nachrangiger Gläubiger bedient. Ein Totalverlust des eingesetzten Kapitals ist möglich.
Was hat die GLS Bank bei diesem Projekt überhaupt geprüft?
Die öffentlich im Bundesanzeiger einsehbaren Bilanzen der akvola Technologies GmbH wiesen jahrelange Verluste auf. akvola brachte ins Crowdinvesting-Jahr 2018 aus dem Vorjahr einen aufgelaufenen Verlust von rund minus 354.000 Euro mit. Die Firma musste bereits 2017 von den Gesellschaftern mit einem Wandeldarlehen in Höhe von rund 329.000 Euro gestützt werden, welches mit einem qualifizierten Rangrücktritt versehen werden musste, um nicht schon damals in die Nähe einer Insolvenz zu kommen.
Das 2018 auf GLS-Crowd.de eingesammelte Nachrangdarlehen in Höhe von einer Dreiviertelmillion Euro half der akvola dann tatsächlich nicht wirklich aus den Miesen. Der 2018 erwirtschaftete Jahresverlust übertraf mit rund minus 766.000 Euro das Crowdgeld von plus 750.000 Euro. Auch die Vorjahresverluste wurden durch das Crowdinvesting nicht beseitigt. Am Ende schloss akvola das Jahr 2018 mit einem Jahresminus von minus 1,11 Millionen Euro. 2019 erfolgte die bilanzielle Überschuldung auf rund minus 446.000 Euro und 2021 nun die Insolvenz.
Leider ist akvola nicht die erste Fehleinschätzung der GLS Bank, die die Projekte für die GLS-Crowd.de aussucht, prüft und vorschlägt.
Ein Anleger beklagte bereits im November 2019 auf dem hessischen Portal Kritische-Anleger.de das scheinbare Dauerversagen der Bochumer GLS Bank:
Ich habe ziemlich naiv in drei Investments investiert mit der Überzeugung, dass die GLS Bank eine solide Überprüfung übernimmt, mittlerweile sind zwei insolvent und mir wird bewußt, dass es wohl eine sehr unzureichende Überprüfung gab.
Die hatte 2017 als erste Bank Deutschlands eine Schwarmfinanzierungsplattform ins Leben gerufen: die GLS-Crowd.de.
Das Versprechen der GLS Bank an die Anleger auf der Bankhomepage GLS.de bezüglich der GLS-Crowd lautet:
Investieren Sie direkt in nachhaltige Unternehmen und Projekte,
die nach den strengen Anlage- und Finanzierungsgrundsätzen der GLS Bank ausgewählt werden.
Die GLS Bank erläutert:
Alle Aktivitäten, Beteiligungen und Partner werden unter die Lupe genommen. Hierfür sucht das GLS Research mit den potentiellen Unternehmen das direkte Gespräch, analysiert Geschäftsberichte und greift auf externe Researchexpertise zurück…
Aus dem GLS Anlageuniversum wählen interne Experten/innen die Investments aus, die auch ökonomisch interessant sind…
Doch wie schon die 2019er Pleiten
» MindTags GmbH aus Berlin,
» BIB Industrietechnik GmbH aus Brandenburg an der Havel und
» Boutique Vegan GmbH & Co. KG aus Ortenau in Baden-Württemberg
mit allein 1,65 Millionen Euro Nachrangdarlehen zeigen, ist die GLS Bank von ihrem Anspruch weit entfernt.
Und auch der technische Kooperationspartner, die Frankfurter CrowdDesk GmbH, sorgt für kein Vertrauen.
Die Plattform GLS-Crowd.de ist nur zu Gast bei der Bank und gehört in Wahrheit der mittlerweile berühmtberüchtigten Kamikaze-Vermittlerin CrowdDesk GmbH von Karriereberater Joachim Lang (61) aus Pfaffenhofen an der Roth und Ardeschir Habibi (64) aus Köln. Sie ist ein Wolf im Schafspelz der Umweltbank und hat die Anleger auf der Plattform GLS-Crowd.de bereits in der Vergangenheit in mehrere Pleiten geschickt, wie GoMoPa berichtete.
Die Frankfurter kassieren für gewöhnlich eine Sofortvermittlerprovision von 6 Prozent auf das vermittelte Kapital plus jährlicher Projektmanaging-Gebühr von 0,8 Prozent.
Axel Schmidt, der Leiter Crowdfinanzierung bei der GLS Bank gab im Gespräch mit ECOreporter im September 2018 offen zu:
Die regulatorischen Hürden wären viel höher, wenn die Crowd-Sparte im Bankgeschäft eingebunden wäre.
Die Aufgaben sind momentan strikt getrennt. Die GLS Bank findet geeignete Projekte, und der Betreiber CrowdDesk übernimmt die Vermittlung und den technischen Betrieb.
Schmidt:
So kann sich jeder auf seine Stärken konzentrieren.
Ein Anleger namens Hora berichtete am 30. April 2021 auf Kritische-Anleger.de:
Auch ich habe 3 Investments getätigt, keines hat schon ein Jahr nach Invest seine Verpflichtungen erfüllt.
Das weist zumindest auf eine völlige Unfähigkeit seitens der GLS hin, was die auch kurzfristige Risikobewertung und Planungsplausibilisierung anbetrifft.
Informationen sind ebenfalls sehr dünn. Das ist nicht naiv, sondern unverantwortlich.
Man hätte das ganze gleich als Spendensammlung für vermeintlich gute Aktionen deklarieren sollen.
Die GLS Bank betont zwar, dass das Frankfurter Startup-Unternehmen CrowdDesk GmbH als Inhaberin der Seite GLS-Crowd.de nicht zur genossenschaftlichen GLS Bank Gruppe gehöre. Aber bei einem institutionellen Zusammenwirken wie hier begründet sich sehr wohl eine Regresspflicht gegenüber den GLS Crowd Anlegern. Nun denn…