Seit April 2020 versucht der hessische Solaranlagen-Hersteller Africa Green Tec AG aus Hainburg, über die neugegründete Crowdinvesting-Plattform africagreentec.investments 5 Millionen Euro Genussrechtskapital von Kleinanlegern ab 250 Euro für Solarcontainer (Solartainer) einzusammeln, die ein Truck in entlegene Dörfer in Mali und Niger bringen soll.
Die Genussrechts-Rendite ist abhängig von einer Unternehmenswertsteigerung und Bilanzgewinnen der Africa Green Tec AG.
Bereits seit 2014 arbeiten die Gründereheleute Aida Moussa Schreiber und Umweltaktivist Torsten Schreiber aus Niedernhausen an dem Projekt. 22 Stromcontainer hat der Truck seitdem schon in Subsahara-Afrika ausgeliefert.
Der Truck ist dort jedoch auf verlorenem Posten. Das Problem: Die Personal- und Betriebskosten fressen die Umsätze auf.
Torsten Schreiber verweist zwar auf das Asset der 22 Solarcontainer mit einem angeblichen Gegenwert von 10 Millionen Euro, den sogenannten Solartainern.
Die Africa Green Tec AG hat laut Bilanz 2018 aber nur ein Anlage- und Umlaufvermögen von rund 1,3 Millionen Euro.
Wie kommt der Unterschied zustande? Für die Asset-Verwaltung wurde eigens eine Africa Green Tec Asset GmbH im hessischen Kleinostheim gegründet. Und die hat 2019 eine 10-Millionen-Euro-Anleihe herausgebracht.
Dass heißt, die hinter Africa Green Tec stehende Wirtschaftlich Berechtigte (95 Prozent) Aida Moussa Schreiber hat sich für das im Raum stehende 10 Millionen Euro Asset bereits bei Anleihegläubigern verschulden müssen. Jetzt soll noch Genussrechskapital hinzukommen, das wie Eigenkapital voll an den Verlusten teilnimmt und nicht zurückgezahlt werden muss.
Eine entscheidende Frage ist wohl:
Können die mobilen Solar-Container-Anlagen aus Hessen die in Konkurrenz stehenden stationären Dachanlagen, die sogenannten Solar-Home-Systeme, in Afrika schlagen, wie sie der Ulmer Professor Peter Adelmann (57) in seinem baden-württembergischen Familienbetrieb Fosera Solarsystms GmbH & Co. KGaA in Illerkirchberg schon seit neun Jahren herstellt, wie GoMoPa berichtete?
Beim hessischen Solartainer werden Kabel in die einzelnen Dorfhütten verteilt, die Abnehmer zahlen den Solarstrom per Pre Paid.
Beim schwäbischen Solar-Home-System bekommt der Abnehmer das Solarpanel aufs Hüttendach als Sachdarlehen und zahlt die Raten monatlich ab. Der Strom ist kostenlos.
Leider ist es wohl egal, wer von beiden besser ist. Denn beide Systeme floppen vor Ort.
Weshalb ja auch beide Hersteller das Risiko nun auf deutsche Anleger auslagern.
Hersteller Professor Adelmann verkauft seine Anlagen an eine afrikanische Betreibergesellschaft, die die Anlagen dann Dorfbewohner als Sachdarlehen ausreicht.
Diese Betreiberfirma sammelt, um die Anlagen aus Deutschland kaufen zu können, von deutschen Anlegern Nachrangdarlehen über die Crowdinvesting-Plattform Bettervest.com für eine Laufzeit von 5 Jahren mit prognostizierten Zinsen von 8 Prozent ein.
Die aktuelle Einwerbezeit für benötigte 323.500 Euro endet in drei Wochen.
Ob die Kleinanleger ihr Geld je wiedersehen, geschweige denn Zinsen erhalten, ist fraglich. Die afrikanische Betreibergsellschaft Pawame in Kenia hat zwischen 2016 und 2018 einen negativen operativen Cashflow von 1,77 Millionen Euro Dollar aufgebaut.