Als vergangenen Dienstag (24. Juli 2018) die Wiener Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft bereits zum zweiten Mal bei der Krypto-Firma Cointed GmbH aus Kufstein (Tirol) dieses Mal am Wiener Standort wegen schweren Betrugsverdachts anrückte und mehrere Computerfestplatten beschlagnahmte, weilte der noch übrige Gesellschafter und Geschäftsführer Wolfgang Thaler aus Österreich in Hongkong.
Dort wollte er neue Investoren treffen, um eine drohende Insolvenz der Firma abzuwenden.
Ein Gläubiger soll am 24. Juli 2018 einen Antrag auf Insolvenz gestellt haben. Die Auszahlung der Augustgehälter soll laut Der Standard bereits problematisch sein, ist zu hören.
In einer Videobotschaft hatte Thaler am 16. Juli 2018, also eine Woche vor der neuerlichen Razzia, den mutmasslich geprellten Investoren versprochen, er werde die firmeneigenen Euro-Bitcoin-Wechselautomaten und die Online-Plattform Exchange, auf der man Kryptowährungen handeln kann, verkaufen.
Nach Angaben von Oberstaatsanwältin Silvia Thaller von der Medienstelle der zentralen Staatsanwaltschaft in Wien wird wegen des Verdachts des gewerbsmäßigen schweren Betrugs, Kettenbrief- und Pyramidenspiels sowie des Verstoßes gegen die Prospektpflicht ermittelt.
Oberstaatsanwältin Thaller:
Es besteht der Tatverdacht, dass Kundengelder im Wert von mehreren zehntausend Euro zum Ankauf von Kryptowährungen veruntreut wurden.
Konkret wird gegen sieben Beschuldigte und weitere, unbekannte Täter ermittelt.
Wolfgang Thaler hatte die Cointed GmbH im Jahr 2014 zunächst als Cointed OG gegründet und sorgte für Furore, weil er Anfang 2014 den ersten Bicoin-ATM in Österreich aufstellte.
Sein erklärtes Ziel: den Zugang zu Kryptowährungen für jedermann so einfach wie möglich zu gestalten. Dafür stellte die Cointed GmbH weitere Kryptogeldautomaten auf, schuf einen Online-Handelsplatz, ermöglichte das Mining und schuf eine eigene Bezahlschnittstelle namens PayCo. Bereits 2015 zählte Cointed in diesem Segment zu den führenden österreichischen Anbietern.
Doch der Mitgründer und lange Zeit Mitgesellschafter und Mitgeschäftsführer Christopher Rieder hat Österreich seit längerem verlassen. Er steht im Verdacht, sich mit dem hessischen Finanzweltenbummler und Diplomatentitelhändler Stephan Welk aus Dubai bei der mutmasslichen Betrugs-Verkaufspyramide Optioment Bitcoin eingelassen zu haben, wie der Finanznachrichtendienst GoMoPa.net berichtete.
Christopher Rieder wird von Seiten der Opfer von Optioment vorgeworfen, direkt in das potenzielle Pyramidenspiel verwickelt gewesen zu sein. Rieder und Thaler bestreiten alle Vorwürfe.
Optioment war ein Bitcoin-Investmentsystem, das Anlegern exorbitante Renditen von vier Prozent pro Woche versprach und in Österreich aggressiv beworben wurde. Es ist Ende 2017 zusammengebrochen. Bis zu 12.000 Bitcoin im aktuellen Gegenwert von mehr als 80 Millionen Euro könnten verschwunden sein.
Daher waren bereits am 12. April 2018 Optioment-Polizeiermittler zu einer Razzia in Kufstein angerückt.
Seit Mai 2018 kamen Cointed GmbH Kunden im Mining-Bereich nicht mehr an ihre Einlagen.
Auf der offiziellen Facebook-Firmenseite der Cointed beruhigte Christopher Rieder als CEO die Kunden noch am 1. Juni 2018:
Wir haben ein Ticketsystem, und der Support arbeitet Ticket für Ticket ab. Es tut uns leid, wenn es manchmal zu längeren Wartezeiten kommt, aber deshalb von Betrug zu reden, ist ziemlich übertrieben.
Doch im Juli 2018 verschlimmerte sich die Situation: