ClinicAll Germany GmbH13. Oktober 2014 | 15:59 | Lesedauer ca. 4 min | Autor: GoMoPa-Redakteur JS

ClinicAll Germany GmbH: Neue Anleihe trotz Flops mit Krankenbett-Monitoren


Vor 15 Jahren hat der Tischlermeister Frank Remih (47) aus Hilden in NRW einen Nacht-Schrank gebaut, in dem man einen Computer verschwinden lassen kann. Heute ist Remih zusammen mit der gelernten Bürokauffrau Nadine Kania aus Düsseldorf Geschäftsführer der ClinicALL Germany GmbH aus Neuss (Hamtorstraße 5-7).

 

Die Firma sei “Marktführer im Bereich multimedialer Systeme am Patientenbett”. Das Unternehmen berichtete der Rheinischen Post, dass es bereits elf Krankenhäuser und Rehakliniken in Deutschland, Österreich, Spanien und der Schweiz mit 1.000 schwenkbaren Infotainment-Monitoren am Krankenbett ausgestattet habe.

Darunter 200 von 260 Krankbetten der Klinik Bethesda in Mönchengladbach. Deren Verwaltungsleiterin Hauke Keim wies darauf hin, dass eine solche Ausstattung ihrem Haus zwischen 600.000 und 700.000 Euro gekostet hätte.

Die ClinicALL Germany GmbH baute die Monitore kostenlos ein. Der Patient müsse pro Nutzungstag 4,50 Euro bezahlen.


In einer Plausibilitätsprüfung schätzte der Hamburger Diplombetriebswirt und Wirtschaftspsychologe Nicolaus Thiele-Dohrmann von der Firma Alpha Assets im Juli 2014 ein:

Noch im März diesen Jahres berichtet der “Weser Kurier” über “Genervte Patienten” in der Reha-Klinik aus Friedhorst, die von ClinicALL mit 49 Geräten ausgestattet wurde. Patienten können dort für 4,50 Euro/Tag das System nutzen, wenn es denn funktioniert. Neben den Beschwerden über die Funktion dürfte dieser hohe Preis auch allein geeignet sein, Patienten zu verärgern.

Dass ClinicALL für dieses Projekt nach eigenen Angaben mehrere Hunderttausend Euro investiert hat, spricht für eine Testumgebung und gegen die eigenen Angaben im Prospekt der Kapitalanlage. Hier werden die Gesamtkosten je installiertem Gerät mit 2.000 Euro angegeben (also unter 100.000 Euro für 49 Installationen).

Die Angaben im Prospekt erwecken den Eindruck, dass Investoren in ein funktionierendes Geschäftsmodell investieren, bei dem Kosten und Umsätze im Projektgeschäft bekannt sind. Tatsächlich scheint es sich aber um eine Finanzierung für den weltweiten Aufbau des Unternehmens zu handeln.

Die Kalkulation der zu erwartenden Umsätze erfordert eine kritische Auseinandersetzung. Hier werden Auslastungsszenarien von 60, 70, 80 und 90 Prozent aufgeführt. Bei einer durchschnittlichen Auslastung der Kliniken um 80 Prozent entspricht eine Auslastung der Geräte von 60 Prozent also der Annahme, dass 75 Prozent der Patienten sie täglich nutzen.

Diese Annahme ist sehr hoch gegriffen, aber theoretisch möglich. Wie man bei dieser Berechnung Auslastungen von 80 Prozent (100 Prozent der Patienten nutzen das Gerät) und 90 Prozent (112,5 Prozent) erreichen kann ist unklar beziehungsweise mathematisch nicht nachvollziehbar.

Der Prospekt (für partiarische Nachrangdarlehen – Anmerkung der Redaktion) fängt also dort an, wo die praktischen und theoretischen Möglichkeiten bereits aufhören.

Die ClinicAll Germany GmbH hat die Investitionen der Entertainment-Monitore mit Hilfe von partiarischen Nachrangdarlehen gestemmt. Laut der Untersuchung von Thiele-Dohrmann wurden Anlegergelder mit der Eigenwerbung von “Top-Renditen seit 2008” eingeworben.

Bis Ende 2013 sammelte der Schreiner Frank Remih über die ClinicALL Germany GmbH (sie nannte sich bis 19. Juli 2013 ClinicALL Vertriebs GmbH) rund 10,8 Millionen Euro von Privatanlegern für partiarische Darlehen ein, die nur im Gewinnfall zurückzuzahlen sind.




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