Wer in einen weiteren Dachfonds des Münchener Finanzdienstleisters BVT Holding GmbH aus der Leopoldstraße 7 investiert, muss nicht nur 200.000 Euro (Mindestanlage) übrig haben, sondern braucht auch starke Nerven.
Seit dem 18. Dezember 2018 ist der neue Top Select Private Equity Fonds TS PE Pool II GmbH & Co. Geschlossene Investment KG im Vertrieb. Das Volumen ist nach oben offen.
Laut BVT-Pressemitteilung wurden schon im Umfang von 35 Millionen Euro verbindliche Zeichnungen abgegeben.
Der Dachfonds will in 40 Zielfonds investieren, die schwerpunktmäßig die Mehrheit von anscheinend unterbewerteten Unternehmen in Europa und Nordamerika übernehmen, um diese dann zu restrukturieren und dann mit Gewinn zu verkaufen oder gar an die Börse zu bringen. Solche Fonds nennt man Private Equity Buyout Funds.
Selbst für semiprofessionelle und professionelle Privatanleger ist der Einstieg ab 200.000 Euro plus bis zu 3 Prozent Agio mutig.
Die beiden BVT-Gesellschafter Firmengründer und Vertriebschef Harald von Scharfenberg (74, 80 Prozent Anteile) und sein Portfoliomanager Kaufmann Tibor von Wiedebach und Nostitz-Jänkendorf (50, 20 Prozent Anteile), beide aus München, verweisen gern auf ihre “Kompetenz in Sachwertanlagen seit 1976”.
1976 war Harald von Scharfenberg einer der ersten deutschen Anbieter von unternehmerischen Beteiligungen in den USA.
BVT schreibt nun 42 Jahre später aktuell über sich:
Mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von über 6,3 Milliarden Euro, fast 200 platzierten Fonds und mehr als 70.000 Anlegern seit Gründung zählt die BVT in Deutschland zu den erfahrensten Anbietern im Bereich der geschlossenen Beteiligungskonzepte.
Seit 2013 hat BVT (BVT steht für Beratung, Verwaltung und Treuhand) auch noch eine eigene Kapitalverwaltungsgesellschaft im Sinne des Kapitalanlagegesetzbuches: die derigo GmbH & Co. KG, ebenfalls in der Leopoldstraße 7 in München. Auch hier gehört BVT-Mitgesellschafter Tibor von Wiedebach und Nostitz-Jänkendorf zur Geschäftsführung.
Die 42jährige Sachwertkompetenz der BVT Holding GmbH war allerdings nicht immer von Erfolg gekrönt. Anleger von BVT-Altfonds mussten herbe Verluste einstecken.
Ob ein Asset-Management für die Anleger taugt, zeigt sich leider erst nach vielen Jahren.
Der Vorsitzende der Verbraucherzentrale Brandenburg, Rechtsanwalt Jochen Resch, hat mit seiner Berliner Kanzlei Resch Rechtsanwälte allein bei sechs BVT-Sachwertfonds schwere Ertragsmängel festgestellt.
Die Einschätzungen reichen von nicht geleisteten prognostizierten Ausschüttungen bis ernster oder katastrophaler Situation.
Beispiel: BVT Ertragswertfonds Nr. 5 – Immobilienfonds
Im Jahr 2010 wurde von der BVT Unternehmensgruppe der Immobilienfonds BVT Ertragswertfonds Nr. 5 aufgelegt.
Das Gesamtinvestitionsvolumen des BVT Ertragswertfonds Nr. 5 beträgt rund 59,4 Millionen Euro. Die Anleger erbrachten davon den Betrag von rund 32,5 Millionen Euro. Neben dem Agio in Höhe von rund 1,6 Millionen Euro beträgt das Fremdkapital rund 26,9 Millionen Euro.
Bis zum Jahr 2016 betrugen die kumulierten Ausschüttungen laut Zweitmarkt.de 33 %.
Der Immobilienfonds BVT Ertragswertfonds Nr. 5 investierte in 6 Projekte im Rhein-Ruhr-Gebiet.
Er konnte durch langfristig abgeschlossene Mietverträge die zugesagten Ausschüttungen von 6 % pro Jahr bis zum Jahr 2012 halten.
Im Mai 2015 wurde der Fonds auf dem Zweitmarkt mit nur noch mit 39 Prozent gehandelt, imFebruar 2018 mit 52 Prozent. Der letzte Kurs lag am 25. Oktober 2018 bei weiterhin nur 61 Prozent.
Einschätzung der Kanzlei Resch Rechtsanwälte im August 2018:
BVT Ertragswertfonds Nr. 5: Nichts für sicherheitsorientierte Anleger
Die prognostizierten Ausschüttungen werden nicht geleistet.
Anleger fragen sich, ob sie Beteiligung an dem BVT Ertragswertfonds Nr. 5 rückabwickeln können.
Beispiel: BVT Ertragswertfonds Nr. 4 – Immobilienfonds
Im Jahr 2009 wurde von der BVT Unternehmensgruppe der Immobilienfonds BVT Ertragswert Nr. 4 platziert.
Das Gesamtinvestitionsvolumen des BVT Ertragswertfonds Nr. 4 beläuft sich auf rund 47,2 Millionen Euro. Die Anleger erbrachten davon mit ihren Einlagen den Betrag von rund 20 Millionen Euro.
Das Agio beträgt 1 Million Euro. Der Rest ist Fremdkapital in einer Höhe von insgesamt rund 25,5 Millionen Euro. Dieses Fremdkapital beinhaltet einen ursprünglichen Betrag von rund 15,3 Millionen Schweizer Franken (13,59 Millionen Euro).
Bis zum Jahr 2016 betrugen die kumulierten Ausschüttungen laut Zweitmarkt.de 38 %. Der Immobilienfonds BVT Ertragswertfonds Nr. 4 ist an 7 deutschen Gewerbeimmobilien in Bonn, Bornheim, Kerpen-Buir und Ladenburg beteiligt.
Der Immobilienfonds BVT Ertragswertfonds Nr. 4 konnte durch langfristig abgeschlossene Mietverträge die zunächst zugesagten Ausschüttungen von 6 % pro Jahr bis zum Jahr 2013 halten.
Danach verringerten sich die Zahlungen an die Anleger. Probleme machen auch die Wechselkursschwankungen im Verhältnis zu dem Schweizer-Franken-Kredit. Das hat dazu geführt, dass eine erhöhte Liquiditätsreserve vorgehalten werden muss.
Auf dem Zweitmarkt stürzte der Kurs des BVT Ertragswertfonds Nr. 4 im Jahr 2015 auf 27 Prozent ab. Im November 2016 wurde er mit 50,5 % gehandelt, am 4. Dezember 2018 immer noch nur bei 60,5 Prozent.
Die Kanzlei Resch Rechtsanwälte schätzt dazu ein:
BVT Ertragswertfonds Nr. 4: Beteiligung mit Totalverlustrisiko
Ausschüttungen erfolgen nicht planmäßig.
Anleger fragen sich, ob sie ihre Beteiligung an dem BVT Ertragswertfonds Nr. 4 rückabwickeln können.
Beispiel: BVT-CAM Private Equity Global Fund VIII International Secondary
Im Jahr 2009 hat die BVT Unternehmensgruppe die BVT-CAM Private Equity Fund VIII GmbH & Co. KG emittiert. Die Anleger beteiligten sich über einen Treuhänder mit einem Eigenkapital von rund 5 Millionen Euro an der Fondsgesellschaft.