Hat die bayerische Investmentgesellschaft P&R aus Grünwald mit einem Großteil der Anlegergelder gar keine Container gekauft, sondern stattdessen Containermieten für Altkäufer bedient?
Angeglich will P&R Container über eine Briefkastenfirma auf Bermuda gekauft haben. Doch wo sind diese Container?
Wie der vorläufige Insolvenzverwalter Rechtsanwalt Dr. Michael Jaffe aus München feststellte, der sich seit Mitte März 2018 durch die Akten der P&R-Firmen gräbt, sind zwei Drittel der für 3,5 Milliarden Euro von 54.000 Anlegern aus 543.000 Verträgen gekauften angeblichen 1,6 Millionen Container gar nicht auffindbar und der kleine Rest von 618.000 Containern nur äußerst schwer irgendeinem Anleger zuordbar, weshalb die Anleger die Herausgabe der Container als Aussonderung aus der Insolvenzmasse der P&R-Firmen gar nicht verlangen können.
Damit bleibt den Anlegern nur die Hoffnung, dass sie wenigstens prozentual von den Mieteinnahmen profitieren, die der Insolvenzverwalter für die Insolvenzmasse generieren will, indem er das Containergeschäft mit den wenigen vorgefundenen Containern fortführt.
Die Befürchtungen scheinen sich nun bestägigt zu haben: Ein Großteil der Schiffscontainer, die P&R an Anleger verkaufte, existiert vermutlich gar nicht.
Am 7. März 2018 verhängte P&R einen totalen Vertriebsstopp. Presseanfragen dazu wurden abgeschmettert.
Über mehrere Jahre habe es eine Mietunterdeckung von jährlich durchschnittlich 170 Millionen Euro gegeben. Dennoch wurden bis Frühjahr 2018 alle Ausschüttungen an Anleger pünktlich und korrekt bezahlt. Mit Geld der neuen Anleger, das somit nicht in den Kauf von Containern fließen konnte?
Diesen Mietschmu versuchte wohl der Mehrheitseigentümer Heinz Roth (75, Jahresbezüge und Gewinnbeteiligungen allein für 2015: 32,5 Millionen Euro) aus München geschickt zu verheimlichten, bevor er am 6. Juni 2017 von allen Geschäftsführerposten der P&R Gruppe zurücktrat und die Geschicke an den bislang unbedarften Diplomkaufmann Martin Ebben (50) aus Bad Tölz übergab, der über Nacht zum Multigeschäftsführer (11 Bestellungen) aufstieg.
Vor Heinz Roth gab es noch zwei weitere P&R-Manager:
Werner Feldkamp aus Grünwald, ehemals Vorstand der P&R AG und langjähriger Geschäftsführer der Tochterunternehmen, ist am 8. Mai 2016 im Alter von 65 Jahren verstorben.
Wolfgang Stömmer (57) aus Oberhaching, ebenfalls Vorstand der P&R AG und Geschäftsführer der Tochterunternehmen, ist im Juni 2016 aus den Unternehmen ausgeschieden. Gesellschafter Heinz Roth ist dann ein Jahr lang selbst in die Geschäftsführung der Konzerngesellschaften eingetreten.
Die Staatsanwaltschaft München I gründete im Mai 2018 die Arbeitsgruppe “Container”.
Oberstaatsanwältin Anne Leiding, Pressesprecherin der Staatsanwaltschaft München I, teilte heute dem Finanznachrichtendienst GoMoPa.net mit:
Der Staatsanwaltschaft München I hat am 11. Mai 2018 Ermittlungen gegen frühere und heutige Geschäftsführer der P&R Gruppe unter anderem wegen des Verdachtes des Betruges aufgenommen.
Im Rahmen des Ermittlungsverfahrens wird die strafrechtliche Verantwortlichkeit hinsichtlich der Beschuldigten in Bezug auf jeden Anleger von Amts wegen geklärt werden.
Zur Bewältigung des zu erwartenden Verfahrensumfanges wurde bei der Staatsanwaltschaft München I eine Arbeitsgruppe “Container” gebildet.
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