Was in Deutschland funktioniert, lässt sich nicht immer erfolgreich ins Ausland übertragen.
Diese Erfahrung musste nun die Berliner Aufsteiger-Fintech-Mittelstandsbank Penta Fintech GmbH aus der Hardenbergstraße 32 in Charlottenburg erfahren. Im deutschen Heimatmarkt gehörte Penta zuletzt zu den am schnellsten wachsenden Playern. Hatte die Challenger-Bank im April letzten Jahres noch 5.000 Kunden, so sind es inzwischen schon über 20.000 Unternehmen.
Doch die Expansion nach Italien dauerte nur ein halbes Jahr. Obwohl die Mittelstands-Mobile-Bank in der kurzen Zeit bereits 400 italienische Unternehmen gewonnen hat und rund 1.000 Interessenten auf der Warteliste stehen.
Wegen wohl ungeahnter rechtlicher und technischer Schwierigkeiten musste Penta sein Büro in Mailand mit 5 Mitarbeitern im Juli 2020 wieder schließen.
Penta-Chef Marko Wenthin (47) aus Panketal gilt in der Fintech-Szene als Macher, hat die Solarisbank von der Berliner Fintech-Schmiede Finleap mitaufgebaut und war Manager bei der Deutschen Bank.
Wenthin räumte nun ziemlich offen eigene Fehler ein. Er sagte der Hamburger Finanz-Szene.de:
Wir müssen uns rückblickend eingestehen, dass der Schritt für uns zu früh kam. Die Expansion hat deutlich mehr Komplexität mit sich gebracht, als wir erwartet hatten.
Themen wie zum Beispiel das Onboarding und hierbei speziell der Identifizierungsprozess hätten Probleme bereitet.
Marko Wenthin:
Unterm Strich ist die Annahme, dass sich unser deutsches Setup per Passporting mit überschaubarem Aufwand auf den italienischen Markt würde übertragen lassen, nicht aufgegangen.
Wenthins Konsequenz:
Wir haben darum die Entscheidung getroffen, uns erst einmal wieder komplett auf den deutschen Markt zu konzentrieren.
Update vom 28. August 2020:
Marko Wenthin, Chef der Berliner KMU-Mobile-Bank Penta, erklärt überraschend seinen Rücktritt, wie Finanz-Szene.de gestern Abend erfahren hat.
Bereits am heutigen Freitag soll die Personalie offiziell verkündet werden – mit Verweis auf “persönliche Gründe” (Finanz-Szene.de kennt die Gründe, sie liegen im privaten Bereich und rechtfertigen den Rückzug leider allemal).
Wenthin hatte bei Penta Mitte 2019 nach der Übernahme durch die Berliner Fintech-Schmiede Finleap das Ruder übernommen. Binnen gut eines Jahres machte er aus dem damals de facto wertlosen Startup einen mit einem gehobenen zweistelligen Millionenbetrag bewerteten Hoffnungsträger.
Bitter: Schon 2018 hatte Wenthin – damals krankheitsbedingt – seinen Job aufgeben müssen, damals als Vorstand der Solarisbank (bevor er nach seiner Genesung dann bei Penta wieder einstieg). Nun also der zweite privat bedingte Rückzug binnen rund zwei Jahren.
Seine erworbenen Anteile an Penta wird Wenthin behalten, zudem will er in den nächsten Wochen für einen geordneten Übergang sorgen. Die Nachfolge ist noch nicht geklärt.
Hier muss sich Penta jetzt allerdings gegen starke internationale Konkurrenz durchsetzen.
Die Pariser Fintech-Mittelstandsbank qonto drängt nach einem Funding von 104 Millionen Euro seit Januar 2020 auf den deutschen Markt, die britische Starlingbank will auch nach Deutschland kommen. qonto-Deutschlandchef Philipp Adrian Pohlmann soll als ständiger Vertreter der Pariser Muttergesellschaft Olinda SAS von der Olinda Zweigniederlassung Deutschland am Potsdamer Platz 1 in Berlin Tiergarten aus, den Erfolg in Frankreich in Deutschland wiederholen und ebenfalls in kurzer Zeit 20.000 Firmenkunden gewinnen.
Neben Penta und Qonto werben weitere Fintechs um Geschäftskunden – die Deutsche Bank mit Fyrst, außerdem Holvi und Kontist.
Penta und qonto rechnen nach eigenen Angaben mit Marketingkosten von “unter 100 Euro pro Kunde”. Das Geld wollen sie mit Premiumangeboten wieder hereinholen.