Kann der gelernte Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Anno August Jagdfeld (71) aus Aachen den familieneigenen Konsumtempel Quartier 2006 Art & Fashion House in der Friedrichstraße 71 gleich neben dem Kaufhaus Galeries Lafayette in Berlin Mitte vor der drohenden Zwangsversteigerung am 4. Mai 2018 im Amtsgericht Mitte retten? Den Termin hat eine Schweizer Bank als Gläubigerin bestellt.
Die 1997 eröffnete Luxusimmobilie hat die Jagdfeld-Familie privat finanziert. Eine Schweizer Bank gab den Kredit und ließ die Schuld in Höhe von fast 145 Millionen Euro ins Grundbuch eintragen.
Eigentümerin der Immobilie ist die Friedrichstadt Passagen Quartier 2006 Vermögensverwaltung GmbH & Co. KG aus der Bergstraße 2 im rheinischen Vettweiß. Patriarch Anno August Jagdfeld hält daran 1,61 Prozent. Mehrheitsbesitzer sind die Söhne Daniel (41 Jahre, 33,33 Prozent), Benedikt (37 Jahre, 33,33 Prozent) und Jonathan (34 Jahre 25,37 Prozent). Der Rest gehört dem Steuerberater und Jagdfeldvertrauten Ulf Maull (76) aus Bonn über die Treuhandgesellschaft Jagdfeld & Partner Steuerberatungsgesellschaft mbH aus Düren.
Betroffen von der Zwangsversteigerung wäre auch Jagdfelds Ehefrau, die gelernte Bauzeichnerin und Innenarchitektin Anne Maria Jagdfreld (38). Die 27.000 Quadratmeter große Immobilie ist größtenteils an ihre amj holding designers shops and restaurants GmbH & Co. KG in der Bergstraße 2 in Vettweiß vermietet. Auch Jagdfelds vierter Sohn, Nikolaus (38), ist Shopbetreiber im Quartier 2006.
Das Problem: Seit Frühjahr 2010 kann der Familien-Clan das 145-Millionen-Euro-Darlehen nicht mehr bedienen – was Jagdfeld bestritt.
Gleichwohl wurde das Haus seit August 2011 von der Schweizer Gläubigerbank unter der Zwangsverwaltung von Rüdiger Wienberg (Kanzlei HWW Wienberg Wilhelm) aus Frankfurt am Main gesetzt.
Wienberg versuchte, den Jagdfeld-Clan aus dem Quartier hinaus zu klagen. Einer der Gründe: Einen Gutteil der Fläche im Quartier 206 haben Mitglieder des Clans zwar gepachtet, sie zahlen aber seit Frühjahr 2010 keine Mieten und Nebenkosten mehr. Dies geht aus einem Gutachten hervor, das die Rating-Agentur Moody’s im November 2012 über den verbrieften 145-Millionen-Euro-Kredit erstellte.
Jagdfeld bestritt die Angaben.
Doch es gibt nicht nur ein Ladenproblem. Das 6. Obergeschoß beherbergt eine Privatklinik für ästhetische Chirurgie MEOCLINIC mit 81 Mitarbeitern. Alleinige Inhaberin ist Anne Maria Jagdfeld. Die Klinik für betuchte Patienten ist bilanziell überschuldet.
Der letzte veröffentlichte Jahresabschluß weist für das Jahr 2015 einen nicht durch Eigenkapital gedeckten Fehlbetrag von rund minus 369.000 Euro aus. Im Jahr zuvor gab es noch ein Plus von rund 83.000 Euro. Das working capital bewegt sich seit 2013 jedes Jahr weit über eine Million Euro im Minus.
Moody’s hatte den Wert des Quartiers 206 im Jahr 2012 auf nur noch 35 Millionen Euro taxiert.
Inzwischen ist der Verkehrswert nach neuestem Gutachten auf 70 Millionen Euro geklettert. Dafür gibt es 8.300 Quadratmeter Einzelhandelsfläche, rund 16.400 Quadratmeter Bürofläche, elf Wohnungen und 260 Tiefgaragenplätze.
Aus eigener Kraft scheint der Clan, die Schuld nicht ablösen zu können. Zum Pfandbetrag im Grundbuch kommen ja noch ebenfalls im Grundbuch eingetragene horrende Zinsen, die bei einer institutionellen Zwangsverwaltung zwei Jahre rückwärts ab Verwaltungsübernahme zu zählen beginnen. Deshalb sollte man sich als Schuldner im Normalfall besser sofort um einen freien Verkauf bemühen, als teure Zeit zu vergeuden.
Doch der Hotel Adlon Sanierer (Wiedereröffnung 2009) und für seine Prachtbauten mit dem Bundesverdienstkreuz Erster Klasse geehrte Anno August Jagdfeld wäre nicht so weit gekommen, wenn er nicht eine Lösung aus dem Hut zaubern könnte. Jagdfeld macht der Schweizer Bank nun eine Gegenrechnung auf und fordert von der Bank Schadensersatz in Höhe von 665 Millionen Euro.
Seine Begründung: