DWH27. November 2019 | 9:53 | Lesedauer ca. 7 min | Autor: GoMoPa-Redakteur JS

Aktien-Betrug? Razzia bei DWH Deutsche Werte Holding AG und Handelsverbot an Wiener Börse


Ist das Berliner Beteiligungsunternehmen für Photovoltaik und Immobilien DWH Deutsche Werte Holding aus der Hubertusallee 42 bis 44 in Grunewald nur ein aufgeblähter Papiertiger, um mit schönen Zahlen über Callcenter Aktien an Kleinanleger verkaufen zu können?

 

Die Gesellschaft erzielte im letzten Jahr überhaupt keine Umsatzerlöse und hat auch keine sonstigen betrieblichen Erträge erlöst, rechnete einen Verlust von rund minus 224.000 Euro ab (im Jahr davor rund minus 78.775) und die einzige Beteiliung auf der Homepage ist eine griechische Photovoltaikfirma Maximus Terra S.A., an der sich die DWH AG mit 250.000 Euro beteiligt hat, die aber nicht einmal eine funktionierende Website aufweist. Die 250.000 Euro stammen aus einer Kapitalerhöhung durch den Bar-Verkauf neuer Aktien (135.000 Stück) in Höhe von 642.600 Euro.

 

Noch am 21. Januar 2019 bekam der Berliner DWH AG Vorstand Rene Pernull (rechts) in Wien vom CEO der Wiener Börse, Christoph Boschan (mit Glocke), den Ritterschlag: Die Beteiligungsfirma in Photovoltaik und Immobilien DWH Deutsche Werte Holding AG aus der Hubertusalle 42 bis 44 in Grunewald wurde für das gehobene Marktsegment Direct Market Plus Continuous ausgewählt. Nach einer Razzia wegen Aktien-Betrugs-Verdachts durch die Staatsanwaltschaft in Berlin erließ die Wiener Börse am 22. November 2019 ein Handelsverbot. Und am 27. November 2019 warf die Wiener Börse die DWH AG aus dem Marktsegement wieder raus © Ausriss aus DWHAG.com/Wiener BörseNoch am 21. Januar 2019 bekam der Berliner DWH AG Vorstand Rene Pernull (rechts) in Wien vom CEO der ... mehrNoch am 21. Januar 2019 bekam der Berliner DWH AG Vorstand Rene Pernull (rechts) in Wien vom CEO der Wiener Börse, Christoph Boschan (mit Glocke), den Ritterschlag: Die Beteiligungsfirma in Photovoltaik und Immobilien DWH Deutsche Werte Holding AG aus der Hubertusalle 42 bis 44 in Grunewald wurde für das gehobene Marktsegment Direct Market Plus Continuous ausgewählt. Nach einer Razzia wegen Aktien-Betrugs-Verdachts durch die Staatsanwaltschaft in Berlin erließ die Wiener Börse am 22. November 2019 ein Handelsverbot. Und am 27. November 2019 warf die Wiener Börse die DWH AG aus dem Marktsegement wieder raus © Ausriss aus DWHAG.com/Wiener Börse

 

Die DWH AG glänzte an der Wiener und Londoner Börse zuletzt am 22. November 2019 mit einer Marktkapitalisierung von 244,5 Millionen Euro.

Die Summe kommt zustande, weil der Kurs der Aktie seit 2017 von unter 4 Euro auf knapp 5 Euro geklettert war und die DWH AG ein Eigenkapital von 49,635 Millionen Euro in Form von Aktien aufweist.

49,5 Millionen Euro davon bestehen aber laut Jahresbericht 2018 aus Sacheinlagen in Form von Aktien einer PUR AG aus Vaduz im Fürstentum Liechtenstein, die am 11. April 2014 gegründet wurde und noch im selben Jahr als Sacheinlage in der DWH AG landete.

Dabei handelt es sich bis heute um 495 Aktien der PUR AG. Jede Aktie dieser Aktien wurden zu einem angeblichen Verkehrswert von 100.000 Euro in die Bilanz der DWH AG eingetragen. Somit sollen diese 495 Aktien also 49.500.000 Euro wert sein.

Das Handelsregister (über moneyhouse.li) sagt jedoch, dass lediglich “500 Inhaberaktien zu CHF 100.00” (90,93 Euro) dieser PUR AG existieren. Der maximal Wert aller PUR AG Aktien beträgt also 45.465 Euro.

Unterm Strich werden damit Börsen-Anlegern nun DWH AG Aktien angedreht (über Callcenter aus Spanien), die im Kern aus mutmasslich tausendfach aufgeblähten PUR AG Aktien bestehen.

Vorige Woche rückte die Berliner Staatsanwaltschaft zu einer Razzia im Berliner Grunewald an.

Die DWH Deutsche Werte Holding AG teilte dazu in einer Stellungnahme am 22. November 2019 mit.

In den Räumlichkeiten der DWH Deutsche Werte Holding AG fand in dieser Woche eine Hausdurchsuchung statt.

Anlass der Durchsuchung ist die Vermutung, dass diese zur Auffindung von Beweismitteln zum Verdacht des gewerbsmäßigen und bandenmäßigen Betrugs führen könnte.

Hintergrund dieses Verdachts ist u. a. folgender von der Staatsanwaltschaft behaupteter Sachverhalt:

Es besteht der nicht bestätigte Verdacht, dass durch Aktionäre der Deutsche Werte Holding AG eine Aktienkursmanipulation vorgenommen wurde.

Des Weiteren besteht ein nicht bestätigter Verdacht, dass Aktien der DWH Deutsche Werte Holding AG durch Dritte mithilfe von in Spanien gelegenen Callcenter an Kleinanleger vertrieben wurden.

Der Verdacht richtet sich nicht gegen die Mitglieder des Vorstands und des Aufsichtsrats der DWH Deutsche Werte Holding AG selbst.

Aber möglicherweise gegen den ehemaligen Vorstand der DWH Deutsche Werte Holding AG Bankfachwirt Bernd Henke (64) aus Berlin.

 

Bernd Henke ist Vorstand der advantec Beteiligungskapital AG & Co. Kommanditgesellschaft auf Aktien aus der Grunewaldstraße 22 in Berlin Steglitz – dem ehemaligen Sitz der DWH AG.

Bernd Henke trat am 13. Oktober 2014 als Vorstand der DWH AG zurück.

Die DWH AG hieß bis dato ES ! Energie Systeme AG.

Bernd Henke hatte im Jahr 2009 den Vorstandsposten bei dieser ES ! Energie System AG von einem Florian Henke übernommen und hatte Großes vor, wie er in einer DGAP-Meldung im August 2009 mitteilte:

Die ES! Energie Systeme AG plant u.a. die Umsetzung des Projektes ‘Photogenesis’:

‘Photogenesis’ ist nach derzeitigem Kenntnisstand das weltweit größte
Photovoltaikprojekt. Das besondere an diesem Projekt ist nicht nur seine Größe, sondern sein einzigartiger Zweitnutzen.

‘Photogenesis’ erzeugt neben sauberen Strom auch biologisch angebautes Gemüse. Denn die Solarmodule, die mithilfe des photovoltaischen Effektes Strom aus Sonnenenergie gewinnen, sind auf speziell entwickelten Treibhäusern auf einer Gesamtfläche von rund 500 Hektar aufgebaut. Das entspricht einer Fläche von mehr als 500 Fußballfeldern.

Zu einem Marktdurchbruch kam es nicht. Aber mit der Story ließen sich gut die Aktien der avantec Beteiligungskapital AG & Co. KGaA, deren Vorstand ja Bernd Henke im Jahr 2009 auch noch wurde, im Freiverkehr der Börsen Berlin und Hamburg verkaufen.

2014 beteiligte sich die advantec Beteiligungskapital AG & Co. KGaA mit Aktien an der nun umfirmierten DWH AG mit einer frisch gegründeten PUR AG aus Vaduz als Sacheinlage an der DWH AG zum schon erwähnten imaginären Verkehrswert von 100.000 Euro je PUR AG Aktie, obwohl der eingetragene Wert nur 100 Schweizer Franken (90,93 Euro) beträgt.

Der Anteil der börsennotierten advantec Beteiligungskapital AG & Co. KG auf Aktien beläuft sich laut Jahresbilanz 2018 auf 0,81 Prozent. Das entspricht 4 PUR AG Aktien zum angeblichen Verkehrswert von 400.000 Euro.

Zweiter Aktionär: Real Beteiligungs Holding GmbH:

 

Weitere 5 PUR AG Aktien zum angeblichen Verkehrswert von 500.000 Euro brachte Bernd Henke im Jahr 2014 für die Real Beteiligungs Holding GmbH ein. Die sitzt ebenfalls in der Grunewaldstraße 22 in Steglitz und gehört zu 100 Prozent einer Gabriele Henke aus Berlin Rudow. Der Anteil der Real Beteiligungs Holding AG an der DWH AG belief sich im letzten Geschäftsjahr auf 1,01 Prozent.

Größter Aktionär deer DWH AG ist eine treuhänderisch gehaltene Euro-Holding & Finanz AG aus Vaduz im Fürstentum Liechtenstein.




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