Professor Dr. Stefan Kirsten als Verwaltungsrats-Vorsitzender schrieb, “Ein neuer CFO wird mit sofortiger Wirkung extern gesucht”, am 30. April 2022 im Jahresfinanzbericht des Berliner Wohnungs-Unternehmens Adler Group S.A. mit Verwaltungssitz in Luxemburg für das Jahr 2021.
Der Grund für die neu geschaffene Position, die es zuvor nicht gab: Die Wirtschaftsprüf-Gesellschaft KPMG hat die veröffentlichten Bilanz-Zahlen für 2021 nicht testiert und einen Prüfungsvermerk verweigert.
Beide börsennotierten Unternehmen, die Adler Group S.A. und die beherrschte Tochtergesellschaft ADLER Real Estate AG aus Berlin Tiergarten, haben am 29. April 2022 bekannt gegeben, dass die jeweiligen KPMG-Abschlussprüfer der Gesellschaften die Abgabe eines Prüfungsurteils verweigert haben und einen Versagungsvermerk erteilt haben.
1. Mit fatalen Folgen für den Aktienkurs der Adler Group S.A.
Die Aktie der Adler Group S.A. brach von knapp 12 Euro pro Aktie am 22. April 2022 auf etwas über 5 Euro am 2. Mai 2022 ein und steht seit dem 3. Mai 2022 konstant bei knapp 7 Euro.
Die Aktie der ADLER Real Estate AG rauschte von knapp 8 Euro am 22. April 2022 auf unter 5 Euro am 2. Mai 2002 ab und pendelt sich bei 5 Euro ein.
2. Mit fatalen Folgen für die Adler-Anleihe
Die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) hat am heutigen 5. Mai 2022 das Emittentenrating der Adler Group S.A. und der ADLER Real Estate AG von B- auf CCC herabgestuft, teilte die Adler Group S.A. heute mit.
Das Rating für die unbesicherten Anleihen wurde von B auf CCC gesenkt.
Nach Angaben von Standard & Poor’s ist der Hauptgrund für die Herabstufung der Disclaimer of Opinion (Versagungsvermerk)
der Wirtschaftsprüfer KPMG für den geprüften Konzernabschluss 2021 und der Umstand, dass dadurch der Zugang des Unternehmens zu den Kapitalmärkten de facto verschlossen wird.
Außerdem trugen die Wertminderung des Geschäfts- oder Firmenwerts der zur Adler Group gehörenden Berliner Consus Real Estate AG in Höhe von 1,1 Milliarden Euro aufgrund der Umgliederung der Build-to-Hold-Entwicklungspipeline, veränderte Marktbedingungen sowie die Auswirkungen auf die zukünftigen Geschäftsaussichten ebenfalls zu der Entscheidung von S&P bei.
Verheimlichter E-Mail-Verkehr mit Adler-Hintermann Cevdet Caner aus Linz in Österreich und Monaco?
Hintergrund für die Erteilung der Versagungsvermerke ist in beiden Fällen der Umstand, dass die Gesellschaften die Herausgabe von E-Mail-Verkehr und weiteren Informationen verweigert haben und die Abschlussprüfer daher nicht beurteilen konnten, inwieweit Geschäftsvorfälle mit nahestehenden Personen getätigt worden sein könnten.
In der Folge konnten die Abschlussprüfer auch nicht mit hinreichender Sicherheit beurteilen, ob alle Geschäftsvorfälle des Unternehmens vollständig sowie dem wirtschaftlichen Gehalt entsprechend angesetzt und bewertet worden sind.
Dieser Umstand war auch bereits durch die Vorlage des Berichts über die Ergebnisse der Sonderuntersuchung durch KPMG am 22. April 2022 öffentlich geworden.
Im Forensik-Gutachten bezog sich diese Problematik vor allem auf die Transaktion “Gerresheim”, bei der Adler einen Immobiliendeal in dreistelliger Millionenhöhe mit Personen aus dem Umfeld des Unternehmers Cevdet Caner abschloss, dessen Details offenbar nicht sorgfältig dokumentiert wurden.