Das Landgericht Stuttgart verurteilte den gebürtigen Italiener Marco Terracciano (35) aus Bietigheim-Bissingen am 13. März 2019 wegen eines illegalen Immobilien-Schneeballsystems mit der Stuttgarter Eventus eG – die Wohnungsgenossenschaft und wegen des Verkaufs gefälschter Wertpapiere der Allianz zu 7 Jahren Haft. Gesamtschaden: mehr als 10 Millionen Euro. Aktenzeichen: 6 KLs 160 Js 38533/18.
Terracciano war im September 2017 verhaftet worden und saß seitdem in der Justizvollzugsanstalt Stuttgart-Stammheim in Untersuchungshaft.
Nach Ansicht des Gerichts ist es erwiesen, das der ehemalige Genossenschaftschef über Jahre hinweg Mitglieder in falsch dargestellte oder gar frei erfundene Immobilienprojekte mehrere Millionen Euro einzahlen ließ. Dem heute 35-Jährigen sei klar gewesen, dass dahinter kein funktionierendes Geschäftsmodell gestanden habe, entschied das Stuttgarter Landgericht.
Richter: “Glasklares Schneeballsystem”
Der Vorsitzende der Wirtschaftsstrafkammer Wolfgang Necker sprach laut dpa von einem glasklaren Schneeballsystem, das der Angeklagte so lange wie möglich am Leben zu halten versucht habe.
Richter Necker in der Urteilsbegründung:
Der Angeklagte ist ein Lügner und Täuscher, wie ihn auch eine Wirtschaftsstrafkammer selten erlebt.
Das Gericht ordnete auch die Einziehung von mehr als 1,2 Millionen Euro vom Angeklagten sowie von einer Eventus-Tochtergesellschaft an. Zudem wurde der ehemalige Eventus-Geschäftsführer dazu verurteilt, diversen Klägern, die ihre Ansprüche in dem Verfahren mit geltend gemacht hatten, insgesamt mehr als zwei Millionen Euro zu zahlen.
Anstelle einer Genossenschaft sei Eventus eine Ein-Mann-Gesellschaft gewesen, gelenkt vom Angeklagten. Kontrolle oder Aufsicht hätten praktisch nicht stattgefunden. Protokolle von Sitzungen seien gefälscht und Überweisungen verschleiert worden, so das Gericht.
Eventus habe weder ein Vermögen aufgebaut noch Gewinne erzielt, mit denen die versprochenen Renditen hätten gezahlt werden können. Die angebliche Genossenschaft sei einzig ein “Selbstbedienungsladen des Angeklagten” gewesen.
Richter Necker:
Die Eventus hätte niemals an den Start gehen dürfen.
Das Verfahren drehte sich nur um einen Teil-Zeitraum von zwei Jahren und eine Teil-Summe von fünf Millionen Euro.
Insgesamt hat die Stuttgarter Eventus eG seit ihrer Gründung im Jahr 2012 am noblen Killesberg in Stuttgart dem Gericht zufolge rund 9,4 Millionen Euro von Anlegern eingesammelt und zu großen Teilen aufgebraucht.
Als Vorstandsvorsitzender gaukelte er den Investoren bis zur Insolvenzanmeldung am 13. September 2017 vor, ihr Geld in Kauf und Sanierung von Wohnungen zu stecken.
Auf seiner inzwischen abgeschalteten Internetseite Eventus-eg.de hieß es: